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"Der Irak frisst alles"

Von Gabriele Chwallek

Politik

Kriege im Irak und Afghanistan kosten 40 Prozent der Ausrüstung des Heeres. | Es wird Jahre dauern, die Lücken wieder aufzufüllen. | Washington. (dpa) Die Lage hat sich derart zugespitzt, dass sogar sonst eher zurückhaltende US-Militärs kein Blatt mehr vor den Mund nehmen. Die andauernden, ja wachsenden Anforderungen im Irak und in Afghanistan würden die Streitkräfte so sehr belasten, dass ihre Einsatzbereitschaft für den Fall eines neuen Konflikts ständig sinke, warnte kürzlich der Generalstabschef des Heeres, Peter Schoomaker, in einer Kongressanhörung.


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Vier Jahre nach Beginn des Irak-Krieges wird es immer klarer: Beim US-Heer fehlt es mittlerweile an allen Ecken und Enden. Die Spitzen der Streitkräfte haben alle Mühe, genügend frische Bodentruppen aufzubieten, um die von Präsident George W. Bush verfügte Truppenaufstockung um fast 30.000 Soldaten in die Tat umzusetzen.

Das Engagement im Irak und in Afghanistan hat einen großen Teil der Ausrüstung des Heeres und der Marineinfanterie verschlungen - nach Schätzungen etwa 40 Prozent. Es fehle den Truppen daheim an schweren und leichteren gepanzerten Fahrzeugen, Nachtsichtgeräten, Radios und mehreren Waffenarten, beklagte unlängst der Vize-Generalstabschef des Heeres, Richard Cody. Experten sagen, dass es Jahre und dutzende Milliarden Dollar kosten wird, bis diese Lücken wieder gefüllt sind. "Es ist wie ein Hurrikan, der alles in sein Zentrum saugt", zitierte die "Washington Post" einen hochrangigen Heeresoffizier. Ein anderer sagte: "Der Irak-Krieg frisst alles."

Und es könnte sogar noch schlimmer kommen. Der Oberbefehlshaber der Koalitionstruppen im Irak, David Petraeus, verhehlt nicht, dass er gern noch mehr US-Truppen zu seiner Verfügung hätte und für einen längeren Zeitraum - zumindest bis ins Frühjahr 2008 hinein. Das alles lässt die Alarmglocken bei den aktiven Spitzenoffizieren umso lauter schrillen.

US-Generalstabschef Peter Pace räumt ein, dass das US-Heer unter den gegebenen Umständen zwar mit starker Unterstützung der Luftwaffe und Marine eine größere Herausforderung wie etwa einen Konflikt auf der koreanischen Halbinsel bestehen könnte. "Aber es (das unmittelbare amerikanische Eingreifen) wäre nicht so präzise, wie wir es gern hätten.

Was er meint: Nach der vollen Umsetzung von Bushs Aufstockungsplänen werden 17 der insgesamt 43 Kampfbrigaden des Heeres im Irak stationiert sein, zwei am Hindukusch und vier weitere in anderen Teilen der Welt, rechnet die "New York Times" vor.