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Vize-Energieminister Alireza Daemi erklärt im Interview, warum die Führung in Teheran auf ein schnelles Comeback auf dem Ölmarkt hofft.
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"Wiener Zeitung": Kann der Iran seine Erdölexporte nach dem Opec-Deal wieder auf den Stand vor dem Beginn der Sanktionen, also 3,9 Millionen Barrel täglich, bringen?Alireza Daemi: Alles deutet nach den jüngsten Opec-Beratungen darauf hin, dass wir unsere Ölexporte innerhalb der nächsten sechs Monate stetig steigern werden. Wir haben dafür konkrete Pläne im Ölministerium. Denn der Iran ist nach wie vor ein Land, in dem Öl eine elementare Rolle für die Wirtschaft spielt.
Wie wollen Sie Ihr Ziel erreichen?
Der Iran nützt seine Chancen und Möglichkeiten nach dem Atom-Deal und dem Ende der Sanktionen. Wir investieren in den Energiesektor, in Gasprojekte und in den Ausbau der Infrastruktur.
US-Firmen dürfen aber nicht im iranischen Energiesektor aktiv werden?
Kurzfristig noch nicht, da es aufgrund der bilateralen Geschichte noch viele offene Wunden gibt. Hier gilt es, zuerst einmal das verlorene Vertrauen wiederherzustellen.
Nach der historischen Einigung der Opec, die eine Drosselung der Fördermenge vorsieht und Ihrem Land zahlreiche Sonderrechte einräumt, meinen Experten, dass der Iran als Sieger und Saudi-Arabien als Verlierer hervorgeht. Was bedeutet das für die angeschlagene Beziehung zwischen Riad und Teheran?
Wir müssen unserem Ölminister Bijan Zanganeh zu diesem schönen Erfolg gratulieren. Der Iran wird wieder eine wichtige Rolle in der Opec spielen, da bin ich mir sicher.
Ihr Land unterhält derzeit keine Beziehungen zu Saudi-Arabien. Um Frieden in der Region zu gewährleisten, wäre ein direkter Kontakt zu Riad aber essenziell. Denken wir etwa an Syrien, den Jemen oder den Irak, wo das sunnitische Königreich ganz andere Gruppierungen unterstützt als Ihre Führung.
Unser Außenminister Mohammad Javad Zarif hat es mehrfach betont, und da bin ich ganz bei ihm: Die Nachbarländer sind sehr wichtig für uns und wir hoffen, dass sich die Beziehungen zu ihnen positiv entwickeln. Der Iran hat in den vergangenen vier Jahrhunderten nie einen Krieg angezettelt. Wann immer es kriegerische Konflikte gab, dann hat der Iran sich verteidigt, nie aber selbst zuerst angegriffen. Das allein zeigt, dass wir für Frieden und Stabilität eintreten.
Wann kann der Iran international sein wirtschaftliches Comeback feiern? Trotz der Aufhebung der Sanktionen gibt es keine europäische Großbank, die mit der Islamischen Republik Geschäfte machen will.
Es wird der Tag kommen, an dem wir wieder voll zurückkehren können, aber das braucht seine Zeit. Die Rückkehr erfolgt etappenweise. Wir sind aber derzeit mit verschiedenen Energieprojekten dabei, wieder international aktiv zu werden. Denken Sie an all die internationalen iranischen Elektrizitätsprojekte. Der Iran ist ein stabiler Faktor in einer unsicheren Region.
Noch einmal: Wann genau ist der Iran wirtschaftlich rehabilitiert?
Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, aber wir haben eine lösungsorientierte Regierung, die hart daran arbeitet, dass dies möglichst zeitnah geschieht. Schauen Sie sich an, was unsere Regierung geschafft hat. Wir haben es in diesen dreieinhalb Jahren gemeistert, das Land außenpolitisch und wirtschaftlich zu stabilisieren und Brücken zu bauen. Wir haben seit drei Jahren die Inflation besser im Griff und sind gerade dabei, die Arbeitslosigkeit einzudämmen. Außerdem hat unsere Regierung Vertrauen geschaffen - zur Bevölkerung und zu anderen Ländern.
Im Iran wird bald ein neuer Präsident gewählt. Kann Hassan Rohani mit einer Wiederwahl rechnen?
Ich glaube, dass es keinen Weg zurück gibt. Es ist nicht wichtig, wer Präsident oder Minister ist. Wichtig ist die politische Grundhaltung, die sehr positiv ist. Die Regierungsarbeit ist auf dem richtigen Weg. Ganz unabhängig davon, wer Präsident wird, wird die moderate Politik bleiben. Und vergessen Sie bitte nicht, dass der Oberste Geistliche Führer, Ayatollah Ali Khamenei, voll und ganz hinter dieser Politik und dieser Regierung steht. Das erleichtert unsere Arbeit sehr.