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"Der Jurassic Park in der SPÖ wurde geschlossen"

Politik

Der Schriftsteller Robert Menasse ist fest davon überzeugt, dass Andreas Babler neuer Vorsitzender der SPÖ wird.


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Die "Wiener Zeitung" traf den Schriftsteller Robert Menasse bei der Wahl-Abschlussfeier des SPÖ-Vorsitzkandidaten Andreas Babler. Menasse, der Babler schon seit Bekanntwerden seines Antretens im Rennen um den Parteivorsitz unterstützt, sieht eine Zeit der Neuerung in der Sozialdemokratie angebrochen. An Babler führe nun kein Weg mehr vorbei.

"Wiener Zeitung": Herr Menasse, wie ist Ihre Sicht auf den knappen Ausgang der Mitgliederbefragung der SPÖ?

Robert Menasse: Ich glaube, dass das Ergebnis weitgehend falsch interpretiert wird. Alle glauben, es seien drei mehr oder weniger gleich große Lager, und das sei keine Entscheidung.

Welche Entscheidung sehen Sie? Das war ja ein parteiinternes Kopf-an-Kopf-Rennen, und Hans Peter Doskozil hat die Nase vorne.

Tatsächlich sieht man Folgendes: Pamela Rendi-Wagner ist Dritte geworden, auch wenn es knapp ist, aber sie ist Dritte geworden - als Parteivorsitzende, die viereinhalb Jahre lang gezeigt hat, dass sie die Partei nicht einen und nicht führen kann. Bei aller Sympathie, aber das konnte sie nicht.

Wie kann man die Partei, die in drei Gruppen gespalten scheint, wieder einen?

In der Partei herrscht eine große Sehnsucht nach Einigkeit und Klarheit. Das hat es unter Rendi-Wagner nicht gegeben und daher das schlechte Ergebnis. Und sie hat gesagt, wenn sie nicht Erste wird, dann geht sie. Rendi-Wagner ist eine ehrenwerte Frau und daher geht sie. Damit geht auch Deutsch (SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch, Anm.), der ein Pfahl in den Augen von zwei Dritteln der Parteimitglieder war.

Dann haben wir den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, der die Befragung gewonnen hat, und den Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler, der Zweiter wurde.

Damit bleiben Doskozil und Babler. Das schaut möglicherweise auch wie gleich-gleich aus, ist es aber nicht. Es muss eine klare Entscheidung fallen. Die steht noch aus. Und es ist sonnenklar, dass auf dem Parteitag kein Delegierter, der Rendi-Wagner wählen wollte, Doskozil wählen wird. Man wählt nicht den Aggressor, wenn man Geschlagener oder Beleidigter ist. Das heißt, spätestens beim Parteitag werden wir Andi Babler als neuen Parteiobmann der SPÖ feiern können.

Es gibt aber Stimmen aus den Bundesländern, die anderes fordern. Sowohl der SPÖ-Parteichef aus Oberösterreich, Michael Lindner, als auch Sven Hergovich aus Niederösterreich sehen das Ergebnis als Sieg Doskozils, der nun die SPÖ anführen soll. Was sagen Sie diesen beiden?

Denen sage ich, dass sie als ein paar wenige, die das noch nicht begriffen haben, vielleicht doch zur Kenntnis nehmen sollten, dass mit der Bewegung und der Dynamik, die durch die Kandidatur Bablers reingekommen sind, der Jurassic Park in der SPÖ geschlossen wurde. (gh)