Der Burgenländer sammelt Raritäten. | Von der Diözese zur Landwirtschaft. | Hauptabnehmer sind Vinotheken und Gastronomie. | Frauenkirchen. Erich Stekovics ist ein Sammler: Er sucht laufend neues Saatgut, ob von Paradeisern, Chili oder Basilikum. Mehr als 3200 Sorten Paradeiser besitzt der Burgenländer mittlerweile, unter anderem aus St. Petersburg. Dazu kommen 360 verschiedene Chili-Arten und 39 Sorten Basilikum. Angebaut werden in seinem Betrieb mit zehn Mitarbeitern in Frauenkirchen jedes Jahr andere Sorten - denn ein Samen hält bis zu 40 Jahre lang.
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Zur Landwirtschaft kam der Burgenländer, Jahrgang 1966, über Umwege: Zwar waren seine Eltern bis in die 1980er Jahre selbst Bauern. Stekovics arbeitete aber zuerst für die Diözese Eisenstadt und holte dann den Zivildienst nach, wo er Krebspatienten zur Therapie und zurück chauffierte. Diese Tätigkeit war der Auslöser für seinen Berufswechsel: "Die Patienten erzählten mir immer, was sie machen würden, wenn ihnen noch Zeit dafür bliebe", erzählt Stekovics.
Großteil des Umsatzes mit Chilis
Das nahm sich der Burgenländer zu Herzen und baute 2001 seinen Betrieb im Seewinkel mit anfangs einem viertel Hektar Größe auf. Mittlerweile ist die Fläche auf 36 Hektar angewachsen. Auch wenn der "Kaiser der Paradeiser" vor allem für seine Paradeiser-Raritäten bekannt ist - begonnen hat der Landwirt mit Chili-Anbau. Zu den hunderten Sorten gehören Schoten vom milden "Wrinkled Old Man" bis zum extrem scharfen "Red Pepper".
"Chilis werden vom Einzelhandel derzeit noch unterschätzt. Chili wird das Gewürz der Zukunft", ist der Bio-Bauer überzeugt. Mit den feurigen Schoten macht der Gemüsebauer dreimal so viel Umsatz wie mit Paradeiser: Von den aktuell 400.000 Euro Umsatz entfallen 60 Prozent auf Chilis und je 20 Prozent auf Paradeiser sowie Marmeladen. Der Pflanzenverkauf mache bisher nur einen kleinen Teil aus - mit der Paradeiser-Raritäten-Kooperation mit Spar wird sich das aber ändern, und auch der Umsatz werde sich wohl mehr als verdoppeln, erwartet Stekovics.
Der Großteil seiner Abnehmer sind Vinotheken und Gastronomen, 20 Prozent werden über den Handel abgesetzt, etwa über Radatz-Feinkostfilialen oder Spar Gourmet.
"Todeserfahrungen" für die Pflanzen
Eine eigene Philosophie hat Stekovics beim Gießen entwickelt: "Die Pflanzen müssen abgehärtet werden", erklärt der Biobauer. Die Pflanzen werden in unbeheizten Folienhäusern hochgezogen; vor dem Verkauf müssen sie zwei "Todeserfahrungen" überstehen: "Sie werden so knapp gehalten, dass sie alles hängen lassen. Dann kommen sie mit Regenwasser aus", erzählt der Bauer.
Gegossen werden sollten die Paradeiser-Pflanzen nur beim Einsetzen. Diese Tipps gibt Stekovics bei Führungen weiter, in denen er pro Jahr 2000 Personen an 100 Tagen vier Stunden lang durch seinen Betrieb und die Felder führt. "Auch wenn ich weiß, dass 70 Prozent der Teilnehmer heimfahren und ihre Paradeiser weiterhin gießen - allein schon, damit der Nachbar es sieht", schmunzelt der Gemüsebauer. Die Führungen bringen Umsatz und seien "seit sechs Jahren ausgebucht", so der Landwirt, der vor kurzem als Co-Autor ein Buch über die rote Frucht veröffentlicht hat.
Auch für den Scheich von Katar hat Stekovics schon Paradeiser vor Ort angebaut. Es ist ihm aber ein Anliegen, seinen Betrieb nicht zu groß werden zu lassen: "Ich möchte zum Beispiel nach wie vor Zeit haben für die Gänsehaltung", so der Biobauer.