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Der Kaiser konnte köpfen

Von Reinhold Aumaier

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Dieser Satz stand kürzlich im Magazin der "Süddeutschen Zeitung". Es ging in dem Interview nicht um Historisches und im Speziellen über Hinrichtungsgepflogenheiten seinerzeit, sondern . . . um Fußball. Genauer: um "Kaiser" Franz und seine Fähigkeit, den Ball (auch) köpfeln zu können. Die Idiotie des verweigerten "l" ist in diesem Fall besonders augen- und ohrenscheinlich.

Leider haben auch zwei einheimische Fachleute der Ballkunst diese Unart gut drauf. Der eine ist Thomas König, der nicht nur erträglichste, sondern wohl beste Fußballkommentator im ORF. Der andere - Herbert "Schneckerl" Prohaska. Bitte die Herren, mit der blöden Verstümmelung endlich Schluss zu machen und auf die gscheitere, menschlichere, plausiblere und richtigere Aussprache zurückzukehren. Andernfalls ballern wir retour und zwacken auch dem Herbert was weg und machen aus dem "Schneckerl" einen Schnecker.

Das eingesparte "l" - san ma bei der Sprach' auch schon auf die Schimäre Nulldefizit aus? - trifft uns aber noch in einem anderen Wort an empfindlicher Stelle. Seit neuestem machen einige Zeitungen und der gesamte ORF aus den Wissenschaftlern Wissenschafter. Beim ORF kommt es so rüber, als hätte jemand bei Prügelstrafe den Befehl dazu gegeben. In diesem Fall sind wieder die Deutschen noch bei Vernunft. Sagen wir's so: Bei den "schmissigen" Burschenschaftern geht das fehlende "l" kaum ab - passt irgendwie zum Wesen des Ganzen dazu.

Ansonsten aber: Kehret um, ihr euch durch die Bank gängeln Lassenden, bevor ihr aus den Künstlern noch Künster machen müsst. Das "l"-Komp(l)ott: ein Graus fürs sprachempfindliche Ohr.