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Man muss sich halt auch trauen. Franz Beckenbauer zählt nicht gerade zu jenen Funktionären, die sich in den Niederungen des internationalen Fußball-Politzirkus namens Uefa und Fifa mit Mut und Kampfgeist ausgezeichnet haben. Mehr als das eine oder andere Pöstchen im Fifa-Exekutivkomitee oder nun in der "Fifa Task Force Football 2014" war für den Kaiser bisher nie drinnen.
Warum? Nun, Sportpolitik kann oft auch ein dreckiges Geschäft sein. Und wer lässt sich schon gern mit Schmutz bewerfen? Wie in der Politik braucht man auch an der Spitze der Fifa eine dicke Haut. Das lebendige Beispiel dermatologischer Leidensfähigkeit ist Fifa-Präsident Sepp Blatter, der es trotz aller Kritik geschafft hat, sich 14 Jahre lang am Fußball-Thron zu halten.
Dass ihn nun ausgerechnet Franz Beckenbauer beerben soll, wie dies der brasilianische Ex-Kicker und nunmehrige Politiker Romário am Dienstag vorgeschlagen hat, kann nicht wirklich ernst gemeint sein. Man erinnere sich: Als es 2007 darum ging, einen neuen Uefa-Chef zu krönen, hatte der Deutsche seine Kandidatur unvermittelt zurückgezogen - und zwar mit dem Argument, dass er auf keinen Fall gegen Amtsinhaber Lennert Johannsson antreten wolle. Mut sieht aber anders aus. Wenn Beckenbauer schon damals kniff, wie soll man sich da ein Antreten gegen einen großkalibrigen Konkurrenten um die Blatter-Nachfolge vorstellen? Womit Romários Wunsch nach Beckenbauer an die Spitze wohl unerfüllt bleiben wird. Kaiserwürde hin oder her.