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Der Kalte Luft-Krieg

Von Markus Kauffmann

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Markus Kauffmann , seit 22 Jahren Wiener in Berlin, macht sich Gedanken über Deutschland.

Vor genau fünfzig Jahren wurde in Berlin-Ost eine Fluggesellschaft gegründet, die nur für den Charterverkehr gedacht war, später aber zur nationalen Fluglinie der DDR werden sollte.


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Als ich vor 25 Jahren nach Berlin-West zum Vorstellungsgespräch bei meinem künftigen Arbeitgeber erscheinen sollte, zahlte man mir großzügig Hin- und Rückflug. Was ich aber damals niemandem verraten durfte: Man hatte meine Reise bei der DDR-Gesellschaft "Interflug" gebucht.

So verpönt dieser politische faux pas war, so wirtschaftlich war er aber auch. Wäre ich über den Westen gekommen, hätte ich in München oder Frankfurt umsteigen müssen, alles in allem vier bis sechs Stunden gebraucht und rund 1300 DM bezahlt. Von Schwechat bis Schönefeld war man nur 55 Minuten in der Luft und zahlte konkurrenzlose 300 DM hin und retour.

Dass es in der Tupolew oder Iljuschin stank, man die Knie des Hintermannes im Rücken spürte und die Sandwiches strohtrocken waren, nahm man ob der kurzen Reisezeit gelassen hin. Die Grenzformalitäten lehrten einen, die Freiheit daheim erst richtig zu schätzen und der Transitbus führte einen dann doch irgendwann aus dem Arbeiter- und Bauernparadies heraus - ein Privileg, das den Bürgern der DDR verwehrt blieb.

Eigentlich sollte die "Interflug" eine Gesellschaft für den Bedarfsverkehr werden. Vor allem wollte man die Leipziger Messe an die internationalen Märkte anbinden. Für den Linienverkehr gab es ja die "Lufthansa" - die allerdings gleich doppelt. Einmal LH-West, einmal LH-Ost.

Und weil in den 50er-Jahren der Kalte Krieg ausbrach, in dessen Zentrum die beiden Deutschländer rückten, weitete der sich auch auf die Fluggesellschaften aus. Die Bundesrepublik setzte alles darein, die Landerechte in den westlichen Industriestaaten für "ihre" Lufthansa zu sichern, während die Ost-Lufthansa auf den ärmeren sozialistischen Ländern sitzen blieb. Bei den Überflugrechten zog sie ebenfalls den Kürzeren. Dann verlor sie auch noch einen Rechtsstreit mit ihrer West-Konkurrentin und wurde 1963 schließlich liquidiert.

Maschinenpark und Rechte gingen auf die "Interflug -Gesellschaft für den internationalen Flugverkehr mbH" über. Sie wurde nun die Staats-Linie, die einzige Luftverkehrsgesellschaft der DDR.

Für die 16 Millionen DDR-Bewohner, die ihr Land nicht verlassen durften, es sei denn ins "befreundete sozialistische Ausland", hatten die Flughäfen und die "Interflug" etwas Geheimnisumwittertes, Fernweh Schürendes. Das erklärt den Erfolg der Serie "Treffpunkt Flughafen", die Mitte der 80er-Jahre vom DDR-Fernsehen produziert wurde; Geschichten rund um eine Flugzeug-Crew, die mit ihrer IL 62, der Interflug, so manches Abenteuer erlebt. Als die Verantwortlichen jedoch merkten, dass diese Serie unerfüllbare Träume bei den Zusehern weckte, wurde sie trotz steigender Beliebtheit nach nur acht Folgen eingestellt.

Was offiziell niemand wusste und dennoch jeder vermutete: Die Belegschaft der Flugzeuge und Flughäfen war samt und sonders vom Ministerium für Staatssicherheit gestellt. In jeder Maschine saß ein bewaffneter Stasi-Offizier in Zivil.

Als hohe Treibstoffkosten und technische Unzulänglichkeiten der russischen Maschinen zu Zwischenlandungen nötigten, wurden die häufig zur "Republikflucht" genutzt. Im Volksmund erhielt die Airline bald den Spitznamen "Intersturz", wozu eine Serie schwerer Unfälle beitrug. Der schwerste im August 1972 nahe Berlin mit 156 Toten.

Nach der Wende vegetierte die "Interflug" noch eine Zeit lang weiter, bis sie 1991 endgültig eingestellt wurde. Am 30. April 1991 war ihr letzter Linienflug - nach Wien.

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