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Den Kampf gegen das innenpolitische Sommerloch startete der ORF vorerst in der ZIB2 mit einer am 4. August begonnenen und in der Vorwoche fortgesetzten Interview-Serie der Generalsekretäre der fünf Parlamentsparteien: Wenig Neues, aber ungewollter Punktegewinn etwa für FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky, den Lou Lorenz-Dittelbacher durch schrille Unterbrechungen und eher schnippische Fragen erzielte. Der vor wenigen Wochen gescheiterte Versuch des wesentlich routinierten Armin Wolf, Staatsekretär Sebastian Kurz alt aussehen zu lassen, hätte eine Warnung sein können. Harte sachliche Fragen statt Interview-Drall in Richtung vorgefasster Meinung brächten zwar kaum Heumarkt-Atmosphäre, aber dafür mehr Information in die Wohnzimmer.
Man darf gespannt sein, wie Ingrid Thurnher die heute mit Josef Bucher beginnenden und im Dienstag-Freitag-Rhythmus am 30. August mit Werner Faymann endenden diesjährigen Sommergespräche mit den Parteispitzen anlegen wird. Die massive Eigenwerbung des ORF im Laufsteg-Stil und das Thurnher-Motto ("Wir wollen nicht, dass sich alle einig sind, das wäre ja sinnlos") könnten ja wie auch die neue Kulisse des Dachfoyers der Hofburg und die eingespielten Straßen-Interviews ein gewisses Publikum von den parallelen ORF1-Angeboten ("Schnell ermittelt", Komödien und Fußball) in die Live-Diskussion locken.
Den Output für die Seher wird aber bestimmen, was Ingrid Thurnher wie fragt, und wie es ihr gelingt, die glatte Fassade nichtssagender Politiker-Stehsätze aufzubrechen. Und das noch sachlich und mit möglichst wenig billiger Polemik.