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Der Kampf um die Hypo-Insel

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Als lokalpolitisches Thema sieht Kroatiens Ex-Premier Ivo Sanader die Angelegenheit um Jakljan.

Schadenersatzprozess gegen frühere Manager und Aufsichtsräte gestartet.


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Wien/Klagenfurt. Wenn jemand der Republik Serbien mehrere Millionen Euro für Grundstücke bezahlt, obwohl Kroatien als Eigentümer im Grundbuch steht, wirkt das auf den ersten Blick skurril. Offenbar gab es 2005 in Bezug auf die - bei Dubrovnik gelegene - Insel Jakljan jedoch mehr als einen Interessenten, der bereit war, genau das zu tun. Von angeblichen Connections in die Spitzenpolitik ist die Rede. Allem Anschein nach entbrannte in der Angelegenheit, die seit kurzem ein Fall fürs Gericht ist, ein Wettstreit - und zwar nicht nur zwischen den Bietern, sondern paradoxerweise auch innerhalb der Hypo-Führung.

Die Bank wirft in einem am Freitag am Landesgericht Klagenfurt gestarteten Schadenersatzprozess ihren Ex-Vorständen Wolfgang Kulterer und Günter Striedinger, den früheren Aufsichtsräten Siegfried Grigg, Gerd Penkner und Christoph Schasché sowie einem Ex-Prokuristen vor, bei der Kreditfinanzierung des Jakljan-Kaufs nicht ordnungsgemäß vorgegangen zu sein. Diese bestreiten das.

Den Zuschlag im serbischen Ausschreibungsverfahren hatte der Hypo-Kunde und kroatische Tourismusunternehmer Goran Strok erhalten. Die Bank finanzierte ihn mit 6,7 Millionen Euro. Striedinger wird unter anderem vorgeworfen - bereits vor Genehmigung des Kreditantrags - Bankgarantien im Sinne Stroks auf den Weg gebracht zu haben. Laut Klage, die der "Wiener Zeitung" vorliegt, soll jedoch auch Kulterer vorzeitig eine Millionen-Garantie ausgestellt haben - und zwar für einen anderen Kunden. Diese - mit einem Volumen von 4,6 Millionen Euro - sei nur deshalb nicht schlagend geworden, weil Strok mit einem höheren Angebot den Zuschlag erhalten habe.

Strok erklärte 2011 als Zeuge bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt, er habe bei späteren Gesprächen mit Kulterer den Eindruck gewonnen, dass dieser einen anderen Kaufinteressenten favorisiert habe. Es habe auch einen Disput zwischen Kulterer und Striedinger gegeben. Strok vermutet, dass der von Kulterer favorisierte Investor vom damaligen kroatischen Premier Ivo Sanader unterstützt worden wäre.

Strok behauptet, Sanader habe mit ihm bei der Frage der Eigentumsübertragung an der Insel "gespielt". Sanader selbst soll laut Unterlagen der Hypo-Ermittler ausgesagt haben, dass Jakljan ein lokalpolitisches Thema in Dubrovnik gewesen sei. Zwischen ihm selbst und Strok sei es nie zu einem Kontakt für etwaige Verhandlungen gekommen. Kulterer hat seinerseits betont, nichts über eine angebliche Involvierung Sanaders zu wissen.

"Ordnungsgemäß erledigt"

Fakt ist, dass wegen der ungeklärten Eigentumssituation die Hypo keine Hypothek eintragen und das geplante Luxusresort nicht verwirklicht werden konnte. Die Bank hat ihre Forderung 2011 im Rahmen eines größeren Pakets für 2,77 Millionen Euro verkauft und beziffert ihren Verlust mit rund 5,98 Millionen Euro.

Striedinger glaubt, dass spätere Bankmanager nicht genug zur Verhinderung eines allfälligen Schadens getan haben. Bei der Kreditvergabe habe man davon ausgehen können, dass ein bereits 2004 in Kroatien beschlossenes Sukzessionsabkommen rund um im Jugoslawienkrieg annektierte Gebiete umgesetzt werde. Davon waren offenbar auch andere überzeugt: Insgesamt sollen sechs Bieter im Rennen gewesen sein.

Der Kreditfall sei ordnungsgemäß abgewickelt, berichtet und von sämtlichen Gremien genehmigt worden, so Striedinger. Für die Erteilung der Garantien habe es wegen der Zeitvorgaben des Ausschreibungsverfahrens einen hohen Zeitdruck gegeben. Diese wurden dann nachträglich vom Kreditausschuss des Aufsichtsrats einstimmig umgesetzt. Außerdem habe Strok eine persönliche Bürgschaft abgegeben und der Hypo wenige Monate nach dem Jakljan-Kredit zehn Millionen Euro für deren 33-Prozent-Anteil an seiner Tourismusgruppe bezahlt.

Bei der nächsten Verhandlung wird sich das Gericht im Detail mit der Schlüssigkeit der Klage befassen.