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Der kleine Prinz auf der Blutwiese

Von Christoph Irrgeher

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Die Klingonen, ein außerirdisches Volk aus dem "Star Trek"-Universum, besitzen nicht nur eine Vorliebe für scharfe Schwerter und rohe Gerichte (Blutpastete!). Die Wesen mit den Reliefrunzeln auf der Stirn hegen auch ein Faible für raue Sprüche. "Klingonen werden geboren, führen ein Kriegerleben und sterben", heißt es, und: "Ehre ist wichtiger als das Leben."

Nun bekommen diese Astro-Rambos Gelegenheit, ganz andere Sätze zu studieren. Hier auf Erden wurde nämlich, kein Witz!, gerade ein beliebtes Buch in die Fantasiesprache Klingonisch übersetzt: "Der kleine Prinz".

Man kann sich schon vorstellen, wie die Sternenkrieger darob wüten. "Dieser Kinderkram soll klingonisch sein? Lieber Folter und Tod!" Aber, aber! Es gibt da doch gewisse Gemeinsamkeiten. Einerseits stammt ja auch der weise Knabe des Antoine de Saint-Exupéry von einem fernen Stern. Andererseits findet sein Spruch "Man sieht nur mit dem Herzen gut" in der klingonischen Denkungsart eine verblüffende Parallele. Auch dort traut man den Eingeweiden mehr Weisheit zu als dem Hirn: "Höre auf die Stimme in deinem Blut." Was den Klingonen ebenfalls imponieren dürfte: Der Mut, mit dem der kleine Prinz am Ende den Tod durch einen Schlangenbiss sucht.

Sollte sie das alles nicht überzeugen, können sich die Weltall-Wüteriche aber trösten. Hier auf Erden hat Paulo Coelho fast 30 Bücher randvoll mit wirklich komplett schwachsinnigen, schwammigen Metaphern geschrieben, und der Planet ist immer noch nicht aus der Umlaufbahn gekippt.