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Der Klimawandel am Arbeitsmarkt

Von Anna Nowshad

Gastkommentare
Anna Nowshad ist "New Work"-Expertin und Partnerin bei Deloitte Österreich.
© Deloitte / Feelimage / Felicitas Matern

Jeder vierte Job ist von den Folgen der Erderwärmung betroffen.


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Die Welt blickt auf Sharm-El-Sheikh: Denn im Schatten des Krieges in der Ukraine und der immer noch andauernden Pandemie geht derzeit im ägyptischen Badeort die bereits 27. UN-Klimakonferenz - die COP27 - über die Bühne. Seit mehr als einer Woche verhandeln dort Politik und Wirtschaft über Maßnahmen, um die Erderwärmung aufzuhalten. Und Lösungen sind dringend notwendig, denn die Auswirkungen des Klimawandels sind in allen Lebensbereichen deutlich spürbar.

Auch die Jobwelt bleibt davon nicht unbeeinflusst. Wie eine aktuelle Deloitte-Analyse zeigt, ist bereits jetzt weltweit jeder vierte Arbeitsplatz von den Folgen der Erderwärmung betroffen. Besonders die Bereiche Landwirtschaft, Energie und Bergbau, Schwerindustrie und verarbeitendes Gewerbe, Transport sowie Bauwesen gelten angesichts der fortschreitenden Klimakrise als fragil. Um die wirtschaftliche Disruption vor allem in diesen Bereichen zu verringern, neue Beschäftigungsmöglichkeiten zu schaffen und letztlich die Erderwärmung zu bremsen, muss jetzt gehandelt werden. Es braucht den raschen Wandel unserer Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.

Um den Umbruch erfolgreich zu bewältigen, gilt es, neu aufkommende Berufe und Branchen sowie eine "Green Collar Workforce" voranzutreiben. Die wesentliche Aufgabe der Entscheidungsträgerinnen und -träger besteht jetzt darin, die Mitarbeitenden auf dem Weg zur "Net Zero"-Economy mitzunehmen und die notwendige Ausstattung mit entsprechenden Qualifikationen sicherzustellen. Kurzum: Im Fokus dieser für Wirtschaft und Gesellschaft fundamentalen Transformation stehen die Menschen und ihre Tätigkeit. Die "Green Collar"-Arbeitskräfte und ihre Fähigkeiten sind Treiber des nachhaltigen Wandels.

Mut macht hier die Tatsache, dass bereits jetzt 80 Prozent der Qualifikationen, die kurz- bis mittelfristig für die Jobs der Zukunft benötigt werden, grundsätzlich vorhanden sind. Es geht also vielmehr um eine Erweiterung, Vertiefung und neu Zusammensetzen von Skills anstatt vollständiger Umschulungen. Investitionen in die Kompetenzförderung als Top-Priorität sowohl seitens der Politik als auch Unternehmen sind dafür das Um und Auf.

Apropos Unternehmen: Diese kämpfen derzeit nicht nur mit den Folgen der Klimakrise, auch der Umgang mit dem demografischen Wandel und den Ansprüchen der unterschiedlichen Generationen sind zentrale Herausforderung, die es zu bewältigen gilt. Denn im Kampf um die besten Kräfte reicht ein oberflächliches Bekenntnis zum Klimaschutz nicht mehr aus. Vor allem die junge Generation erwartet vom Arbeitgeber Taten hinsichtlich Nachhaltigkeit, Umweltschutz und gesellschaftlicher Verantwortung. Diese glaubwürdig zu leisten, kann Unternehmen angesichts des vorherrschenden akuten Arbeitskräftemangels künftig am Arbeitsmarkt von anderen abheben.

Ein Schulterschluss von Politik und Wirtschaft ist eine wesentliche Voraussetzung, um die für den Wandel notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Fakt ist: Jegliche Bemühungen sind es wert, denn nur wenn wir jetzt handeln, können wir den Klimawandel noch bremsen.

Die Deloitte-Studie "Work toward net zero" ist hier nachzulesen: www.deloitte.at/worktowardnetzero