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Geschäftserfolg setzt interkulturelle Kompetenz voraus. | Wien.In der Türkei werden zeitliche Angaben über die Dauer einer Besprechung und Vorschläge für eine Tagesordnung eher als Richtwerte betrachtet. "Pläne werden spontan den Gegebenheiten angepasst, um das Beste daraus zu machen", weiß Unternehmensberater Caglayan Caliskan, der Betriebe bei ihrer Türkei-Expansion unterstützt.
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Bei einem Workshop vermittelte der in Izmir geborene und in Wien lebende Berater einen "Interkulturellen Kompetenz-Knigge" für Unternehmer. Demnach ähnelt die globale Wirtschaft einer Kleinstadt, wo man bei dem Greißler einkauft, der einem am sympathischsten ist. "Interkulturelle Kompetenz ist die Voraussetzung für Geschäftserfolg im Ausland, weil sie die Basis schafft für eine persönliche Beziehung", erklärte Calilskan. Falsche Annahmen über den Kulturkreis des Geschäftspartners können Preis- und Produktvorteile zerschmettern. Wichtigste Punkt im Workshop: der Unterschied zwischen beziehungs- und leistungsorientierten Kulturen.
Beziehung - Leistung
Umgelegt auf den ersten Geschäftstermin sieht dieser Unterschied so aus: Der Türke redet über alles bis auf das Geschäft. Denn er will wissen, wie er seinen potenziellen Partner einschätzen soll - ob dieser Kinder hat, zu welcher Familie er gehört, wo er studiert hat. Der Deutsche hingegen denkt sich: Ich habe eineinhalb Stunden Zeit, um ein Projekt zu besprechen, wann kommt er zum Punkt? Caliskan: "In beziehungsorientierten Kulturen muss man zuerst eine Beziehung aufbauen, um dann Kompetenz zeigen zu dürfen. In leistungsorientierten Kulturen muss ich hingegen zuerst meine Kompetenz zeigen. Die Bestandteile sind dieselben, nur die Reihenfolge ist anders."
Wie kann man all das lernen? "Am besten indem ich zuerst über meine eigene Kultur Bescheid weiß", sagt der Unternehmensberater. Was wie eine Binsenweisheit klingt, nimmt sich vor dem Hintergrund anderer Benimm-Ratgeber, die eher das Kopieren fremder Gesten nahe legen, wohltuend simpel aus: Sensibilität sei gefragt und die Bereitschaft, sich mit etwas Neuem auseinanderzusetzen. "Sich auf eine neue Situation einzustellen ist interkulturelle Kompetenz. Man soll sich nicht anpassen, sondern aufpassen", sagt Caliskan.
Zudem hat er konkrete Tipps: Etwa seien in der Türkei Gastgeschenke willkommen, auf eine gepflegte Erscheinung würde bei Geschäftsterminen Wert gelegt. Im Restaurant übernehme der Gastgeber die Rechnung und das Rauchen ist so gut wie überall erlaubt.