)
Die Unterdrückung der Musliminnen liegt nicht in den Kleidern, sondern in den Rechten der Männer. Ein Verbot der Burka ändert daher nichts in den Köpfen der Fundamentalisten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek hat ein Verbot der Burka "angedacht", weil dieses Kleidungsstück die Unterdrückung der Muslimin dokumentiere. Das mag intellektuell Anspruchslosen, Krawallmedien und blauen Verteidigern der Christenheit imponieren, weil sich dann ein paar Dutzend Musliminnen auf "christlich zivilisiert" umkleiden müssten. Nichts ändert das aber in den Köpfen beiderseits des Lederhosen-Äquators.
Die Unterdrückung der Musliminnen liegt keineswegs am Gewand, wie im Koran nachzulesen wäre. Denn nur dieses Buch enthält das Mohammed offenbarte Wort Allahs - im Gegensatz zu späteren Äußerungen des Propheten und allen anderen Interpretationen dieser heiligen Schrift.
Allah bestimmt in Sure 33, Vers 60, dass "gläubige Frauen sich bedecken, damit sie als ehrsam erkannt und nicht belästigt werden". So würde nach ihnen nicht "lüstern, wessen Herz liebeskrank ist" (33, 33). Konkreter ist Vers 32 in Sure 24: "Gläubige Frauen sollen sich vor Unkeuschem bewahren, ihre Zierde nicht zeigen, außer dem, was äußerlich sichtbar ist, und ihre Brüste mit einem Schleier verhüllen."
"Zierde" umschreibt, was wir Sexappeal nennen. Der Nachsatz erlaubt den Frauen aber, ihre "Reize" den Ehemännern und engsten Verwandten zu zeigen sowie den "männlichen Sklaven und Dienern, die Frauen nicht mehr begehren, und den Kindern, die noch kein Verlangen nach Frauen haben".
Allah macht es also lüsternen Männern "leicht, denn der Mensch ist ein schwaches Geschöpf" (4, 29). Selbstbeherrschten stellt Allah "großartigen Lohn" in Aussicht: "Einen Ort der Seligkeit mit Bäumen und Weinreben, wo sie Jungfrauen mit schwellenden Busen finden." (78, 35)
Allah benennt also nur einen Schleier vor der Brust, doch weder Burka noch Kopftuch, deren Gebrauch Gottesgelehrte erst Jahrhunderte später zur religiösen Pflicht erhoben.
Die Unterdrückung der Musliminnen liegt nicht in den Kleidern, sondern in den Rechten der Männer: "Allah gab den Männern den Vorzug vor Frauen, weil sie für diese Verantwortung tragen und sie (finanziell) erhalten. Rechtschaffene Frauen sollen gehorsam, treu und verschwiegen sein (andernfalls) sperrt sie in ihre Gemächer und züchtigt sie." (4, 35) Eine entscheidende Konsequenz daraus: "Die Frauen sind euer Acker, geht dorthin, wie und wann ihr wollt." (2, 224)
Der Koran verliert auch keine Silbe über Zwangsheiraten, Ehrenmorde und Selbstmordattentate. Leider ist der Islam in Sekten zerfallen, die einander sogar bis aufs Blut bekämpfen. Das erklärt die krassen Unterschiede zwischen liberalen Staaten wie Marokko oder Tunesien und den fundamentalistischen Islamisten der Hamas oder der Taliban. In allen diesen Fällen bestimmt die politische Macht die "Rechtgläubigkeit".
Ein Verbot der Burka ändert daher nichts in den Köpfen jener Muslime, die noch nicht in unserer rechtsstaatlichen Kultur angekommen sind. Vielmehr dürfte es ihren Widerstand gegen uns "Ungläubige" verfestigen.