Zum Hauptinhalt springen

"Der korrupte Teil"

Von Tamara Arthofer

Kommentare
Tamara Arthofer
Tamara Arthofer ist Sport-Ressortleiterin.

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

So offen hat das noch keiner gesagt. Das größte Problem des Radsports ist nämlich gar nicht Doping, meint nun der ehemalige Tour-de-France-Sieger Greg LeMond - in Wahrheit "ist das größte Problem Korruption", schreibt er in einem offenen Brief an Pat McQuaid, den Präsidenten des Weltverbandes, den er deswegen zum Rücktritt auffordert. Denn: "Meiner Meinung nach sind Sie und Hein Verbruggen (McQuaids Vorgänger, Anm.) der korrupte Teil." McQuaid fühlt sich dagegen offenbar fest im Sattel, er habe von den Vorgängen rund um Lance Armstrong nichts gewusst, die UCI kein Schweigegeld, sondern nur eine Spende angenommen, ihm selbst sei schlecht geworden beim Studium des Usada-Berichts, in dem Armstrongs Praktiken aufgezeigt wurden. Nun wurden ihm seine Tour-Titel aberkannt, wie am Freitag bekannt wurde, bleiben die Siegerlisten vakant, und alles ist gut. Denkt McQuaid. Doch so einfach ist das nicht. Dass die Tour-Verantwortlichen mangels geeigneter Kandidaten keine Siegerben haben wollen - in manchen Fällen sind erst die achtplatzierten ohne Doping-Vergangenheit -, haben sie schon lange vor der Entscheidung der UCI klargemacht. Dass diese dem Wunsch nun nachging, war irgendwie logisch. Schließlich herrscht mittlerweile Konsens darüber, dass der Radsport damals aus Betrug bestand. Der wiederum florierte innerhalb des Systems UCI, präsidiert von Verbruggen und seinem Zögling McQuaid. Dieser Tatsache wird er sich nicht mehr lange verschließen können.