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Das kann man einmal eine ambitionierte Aktion nennen: Die Stadt Wien möchte ausgerechnet den Wienern beibringen, wie man sich "Ohne Grant und ohne Zorn" verhält. Eine Kampagne gegen den gepflegten Wutausbruch? Da muss man natürlich gleich zur allgemeinen Beruhigung hintennach schicken: Eh nicht immer! Nur im Straßenverkehr.
Dafür wurde auch ein Slogan gefunden, er lautet nur ein bisschen penetrant mundartlich, dafür gender- und sonst auch neutral: "Tschuldigen". Die Idee dahinter ist, dass man im Konfliktfall die Contenance bewahrt und das Gegenüber, diesen Trottel, nicht pauschal einmal dorthin schickt, wo es nicht besonders gut riecht. Die korrekte Antwort auf ein solches "Tschuldigen" ist im Idealfall dann auch nicht: "Hau dich doch über die Häuser, du Schneebrunzer." Die Stadt Wien empfiehlt stattdessen den deeskalierenden Gebrauch der Phrase "Passt schon!"
Nun kann es sein, dass einem Fußgänger, dem gerade ein Radfahrer über die Zehen geschrammt ist, ein eher gequältes "Passt schon!" über die Lippen kommt. Es ist aber doch ausgesprochen löblich, auch wieder einmal auf die grundsätzliche Möglichkeit der Höflichkeit hinzuweisen. Die mag so manchen immer noch überraschen.
Ob das den Unterhaltungsfaktor auf Wiens Straßen erheblich erhöht, ist allerdings fraglich. Spart man sich doch gerade hier jeden Kurs in Sachen "Der kreative Tobsuchtsanfall". Denn wo sonst bekommt man schon richtungsweisende Kraftausdruck-Kreationen wie "Schäferhundfickerin" ganz persönlich präsentiert.