Zum Hauptinhalt springen

Der Kreis schließt sich

Von Andreas Rauschal

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Es beginnt mit einem Presslufthammer, der tuckert wie das Frühwerk der Einstürzenden Neubauten im Subgenre des Baustellen-Punk, circa anno 1980: Das trifft sich insofern gut, als Blixa Bargeld selbst als Werkstofflyriker bereits für eine frühere Werbekampagne aus dem Hornbach-Katalog rezitierte. Stichwort: "Quarzit-Polygonalplatten" und "Bohrwinkelkontrolle" - über den Schmäh, ausgerechnet den Schöpfer von "Strategies Against Architecture" und leidenschaftlichen Dekonstruktivisten als Testimonial für das errichtende Gewerbe zu engagieren, lacht bis heute nicht nur das Konto des "Lautpoeten" aus Berlin.

Mit "Symphony" nimmt der aktuelle Spot zum Thema "Keiner spürt es so wie du" die akustische Komponente der Heimwerkerei ins Visier - und er schließt den Kreis zu den Neubauten, indem er Baustellengeräusche mit "echter" Musik koppelt. Der Mann mit dem Presslufthammer imaginiert einen Schlagzeugjam. Die Ausmalerin hört die Posaunen zum Jüngsten Gericht. Dem Säger erscheinen nackte Cellistinnen vor dem geistigen Auge. Das psychedelische Intermezzo mit den Ohren an der Wand wiederum stellt die Vorzeichen endgültig auf narrische Schwammerln. Während das Glück als solches und das Schöne am Leben über das Errichten verstanden wird, nimmt man zur Kenntnis, dass gute Werbung als großes Kino viel zu rar ist. Am Ende herrscht zufriedene Stille. Wie es im Spätwerk der Einstürzenden Neubauten auch so schön heißt: "Silence is sexy!"