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Ungewöhnlich ist es schon. Aber die Situation ist auch nicht alltäglich. Deswegen kann man schon stutzen, wenn auf dem Cover der "Vogue" nicht wie sonst ein couture-verbrämtes Topmodel oder ein glamouröser Hollywoodstar zu sehen ist. Sondern die ukrainische Präsidentengattin Olena Selenska. In einer Porträtstrecke ist sie auch zusammen mit ihrem Mann zu sehen, die Bilder hat Starfotografin Annie Leibowitz gemacht. Das US-Magazin hat die Fotos vorab auf Instagram veröffentlicht, dort fanden sich schnell Postings, die die Aktion harsch verurteilten. "Wie geschmacklos ist das? Das Land befindet sich im Krieg und ihr posiert für ein Modemagazin?" Manche Medien befanden, diesmal habe Selenskyj, der sonst die Deutungshoheit in diesem Krieg geschickt innehabe, danebengegriffen. Ein FPÖ-Politiker meinte: "Für dieses Glamourpärchen will die EU Österreich frieren lassen!"
Nicht zuletzt wegen solcher spaltender Aussagen sollte man sich vergegenwärtigen, dass dieser Krieg einen ganz neuen Einsatz von Medien mit sich gebracht hat. Vor allem Soziale Medien werden weniger als Waffe, denn als Mittel der Verteidigung eingesetzt. Man braucht nur auf Instagram zu blicken, wo der ukrainische Widerstand nicht zuletzt mit Katzenbildern aus dem Bunker vermittelt wird. In letzter Konsequenz passt da natürlich auch eine Fotostrecke im wichtigsten Hochglanzmagazin des Westens dazu. So wird ein Krieg 2022 nun einmal geführt. Und diese Maßnahme erfordert nicht einmal Todesopfer.