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Der lange Abschied eines Schönheitsfehlers

Von Christina Böck

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Elegant war das nicht. Dabei hatte Georg Springer in der epochalen Burgtheater-Krise anfangs noch für die bessere Optik gesorgt als der mittlerweile entlassene Direktor Matthias Hartmann. Bei der Präsentation jenes folgenreichen Wirtschaftsprüferberichts, der die "kreative Buchhaltung" der ebenfalls entlassenen kaufmännischen Direktorin Silvia Stantejsky öffentlich machte, sagte Springer: "Ja, ich bin dafür mitverantwortlich." Während sich Hartmann damals in dem Anlass keineswegs mehr angemessene Ätsch-Bätsch-Rhetorik flüchtete.

Ein folgenreicher Bericht? Nun, nicht für Georg Springer. Denn Kulturminister Ostermayer entließ zwar den Burgdirektor, ließ aber den Bundestheater-Chef mit einem blauen Auge davonkommen. Nicht wenige fragten sich, ob nicht Springer dieselbe Unwissenheit über die Vorgänge vorzuwerfen sei, die Hartmann den Job gekostet hat. Springer war der Schönheitsfleck in der erfreulich raschen Konsequenz des Ministers. Nicht zufällig kurz vor Auftakt des Arbeitsprozesses, den Hartmann angestrengt hat, wurde die Kritik wieder lauter. Tauchten Berichte auf, dass Gutachten um die Erwähnung von Springers Mitverantwortung gekürzt den Weg zur Staatsanwaltschaft schafften. Nicht zufällig ist wohl auch der Termin, an dem Springer diesen Rücktritt bekanntgab: einen Tag vor Prozessbeginn.

Elegant war das nicht. Es wäre eleganter gegangen: Springer hatte ja bereits vor Monaten seine Verantwortung eingestanden. Nur die Konsequenz daraus, die hat er ein bisschen spät gezogen.