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Über 50 Institutionen - Pädagogische, Religionspädagogische, Berufspädagogische Akademien und die Pädagogischen Institute - sollen bis 2007 zu Pädagogischen Hochschulen verschmolzen werden. So will es das Akademie-Studiengesetz von 1999. Doch um den Weg zur akademischen Lehrerausbildung gibt es noch heftige Diskussionen.
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Die Ausbildung für Lehrerinnen und Lehrer in Österreich ist stark fragmentiert: AHS-Lehrer studieren ihr Fach mit einigen schulpraktischen Zusatzfächern an den Unis. Lehrer für Volks-, Haupt-, und Sonderschulen lernen an Pädagogischen Akademien (Pädaks). Für Religions- und Berufsschullehrer sind eigene Akademien eingerichtet. Die Fortbildung wird hingegen von den Pädagogischen Instituten organisiert - und von Religionspädagogischen Instituten der Kirche. So weit, so verwirrend.
Nach dem Akademie-Studiengesetz, das 1999 vom Parlament verabschiedet wurde, sollen die Aus- und Fortbildungseinrichtungen für Pflichtschullehrer bis 2007 zu Pädagogischen Hochschulen umgebaut werden. "Ziel dabei ist, die Qualität weiter zu stärken und die bewährten Einrichtungen gemäß der internationalen Standards weiter zu entwickeln", heißt es dazu aus dem Büro von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V).
"Gleich am Anfang hat die 'Standortbereinigung' im ministeriellen Papier für Unruhe gesorgt, die bis heute anhält", konstatiert Daniel Winkler, der für die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) Pädak-Materien bearbeitet. Von nur fünf Pädagogischen Hochschulen sei die Rede gewesen. Mittlerweile spricht Ministerin Gehrer von "neun oder zehn" Einheiten. In jedem Bundesland solle es eine Hochschule geben, präzisierte Gehrer vor kurzem, auch Außenstellen wären denkbar.
Die ersten Gespräche
Während manche Institutionen schnell an Strategien zur Umsetzung des Gesetzesauftrages gingen, "warteten andere einfach ab", erklärt ÖH-Vertreter Winkler. Außerdem habe es im Planungsprozess bisher an Transparenz gemangelt. Nachdem im Zuge der Lehrer-Pensionierungswelle auch die zuständigen Beamten im Ministerium in den Ruhestand gingen, reichte es der ÖH: Bei einer Aktion im März nagelten die Studierendenvertreter ihre Forderungen kurzerhand an die Tür des Ministeriums.
Inzwischen hätten die Wiener Pädaks mit dem Pädagogischen Institut und dem Institut für Erziehungswissenschaft gemeinsam ausbilden wollen. "Das war das erste Mal!", hebt Winkler hervor. Das Ministerium stoppte die Kooperation allerdings aus rechtlichen Gründen.
Aber auch in Vorarlberg setzten sich die Institutionen zusammen: Ivo Brunner, Direktor der Pädak Feldkirch, der auch Mitglied des ministeriellen Expertenteams ist, sieht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" bereits die "Probephase beendet". Mit der Zusammenarbeit zwischen Pädaks und Pädagogischen Instituten schaffe man endlich ein "Bildungskontinuum" und das Lehrerbildungsniveau könne gesteigert werden. Auch hätten sich bereits Synergien zwischen den Einrichtungen gezeigt, zum Beispiel bei den Bibliotheken. Trotz "riesiger Unterschiede" sei abzusehen: "Je mehr man daran arbeitet, desto mehr sieht man die gemeinsame Pädagogische Hochschule", so Brunner.
Riesige Reform
Das Volumen der Reform, die als die "weitreichendste" seit den 1920er-Jahren bezeichnet wird, führt auch zu Forderungen, gleich mehr Ausbildungseinheiten in die Hochschulen zusammenzufassen. Die Idee, alle Pädagogen, wie z.B. auch Kindergärtner, tertiär auszubilden, "wäre ein Wunsch von vielen", meint der Pädak-Direktor. Er verstehe aber, dass nicht alles gleichzeitig aufgerissen werde. "Vielleicht kann man hier später andocken".
Seit einigen Monaten ist der Soziologieprofessor Stefan Titscher, der schon bei der umstrittenen Uni-Reform mitgearbeitet hatte, im Ministerium mit den Agenden der Hochschulwerdung der Pädaks betraut. Mit ihm gebe es, meint die ÖH, nun zumindest ein "gutes Gesprächsklima".
Über den aktuellen Verlauf der ministeriellen Pläne gibt es indes wenig zu berichten: Ein Beamter prognostizierte, die Arbeitsgruppe hätte schon Eckpunkte erarbeitet - nur die müssten vor ihrer Veröffentlichung erst im Ministerium selbst diskutiert werden. Aus dem Büro Gehrer hieß es, man wünsche sich eine "breite, öffentliche Diskussion". Diesbezügliche Schritte würden im Herbst gestartet.