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Der lebensfreundliche Mars

Von Eva Stanzl

Wissen
Der Mars ist im Inneren grau, nicht rot, und er war lehmig und nass, nicht salzig und trocken.
© Nasa/JPL

Allerdings noch keine Spuren von Bewohnern, und seien sie noch so klein.


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Washington/Wien. Die Antwort liegt in einer Handvoll Staub. "Eine fundamentale Frage dieser Mission war, ob auf dem Mars jemals Leben möglich war", gab Michael Meyer, Forschungsleiter der Mars-Mission der Nasa, vor Journalisten in Washington am Dienstagabend bekannt: "Und so viel wir jetzt wissen, heißt die Antwort Ja. Curiosity hat alles gefunden, war wir uns für einen lebensfreundlichen Planeten erhofft haben."

Bereits vorige Mars-Missionen hatten Hinweise auf Tonmineralien und ein einstiges Vorhandensein von Wasser entdeckt. Der Rover Opportunity befindet sich nach wie vor auf einem Felsen, der einmal von Wasser umgeben war - welches sich allerdings als säurehaltige Lauge entpuppte, die jeder Mikrobe Wasser entziehen würde.

Das Gebiet, das der Rover Curiosity nun untersucht, erweist sich als besserer Platz zum Leben. Vor wenigen Wochen hatte der Forschungsroboter erstmals die Mars-Oberfläche angebohrt und Gesteinsproben entnommen. Der Staub des Felsens namens John Klein liefert laut der Nasa den ersten handfesten Beweis für Kohlenstoff, Wasserstoff, Stickstoff, Sauerstoff, Phosphor und Schwefel - die wichtigsten Bausteine des Lebens, wie wir es auf der Erde kennen. Die Ergebnisse der Analysen der Bordinstrumente von "Curiosity" zeigen, dass im Yellowknife Bay, das der Marsrover derzeit erkundet, einst entweder ein Flusssystem endete oder sich ein See befand. Das Gestein unter der Oberfläche besteht hier zu 20 bis 30 Prozent aus feinkörnigen Tonmineralien, zeigte das Instrument "SAM" (Sample Analysis at Mars).

Bisher hatten sich Material-Analysen auf dem Roten Planeten auf dessen Oberflächenschicht beschränkt. Das tiefere Gestein sei im Gegensatz zu dieser nicht rot, sondern grau, berichten die Forscher. Solch tonhaltiges Gestein sei ein typisches Produkt der Reaktion von Süßwasser mit bestimmten Gesteinsarten.

Zudem war die ehemals feuchte Umgebung früher weder salzig noch sauer noch oxidierend, wie es die heutige Mars-Oberfläche ist. Sondern vor drei Milliarden Jahren habe es hier Bedingungen gegeben, die mikrobielles Leben wie auf Erden ermöglicht hätten, berichten die Geologen der Mission. "Wäre man damals auf dem Roten Planeten gewesen, hätte man das Wasser trinken können", sagte der Nasa-Manager John Grunsfeld. Zur gleichen Zeit entstand fossiles Leben auf der Erde.

Der Rote Planet ist grau

Darüber hinaus wollen die Forscher Anhaltspunkte gefunden haben, dass mögliche Mars-Mikroben auch Energiequellen hatten: Die Analysen offenbarten nicht oxidierende Chemikalien, wie sie irdische Mikroorganismen zum Leben nutzen können. "Wir haben nun einen ,grauen Mars‘ vor Augen, der einst Bedingungen für Leben bot", resümmierte John Grotzinger vom Mars Science Laboratory am California Institute of Technology in Pasadena.

Die Suche nach Bewohnern, und seien sie noch so klein, verlief bisher allerdings erfolglos. Paul Mahaffy, Forschungsleiter von "SAM", bestätigte, dass noch keine Spuren eine einstige Existenz von Mikroben nachweisen.

Curiosity war vor sieben Monaten auf dem Mars gelandet. Der Marsrover soll in den kommenden zwei Monaten weitere Bodenproben aus Yellowknife Bay entnehmen. Danach soll sich der Rover zum Mount Sharp begeben und dort bis Ende des Jahres ankommen. Die Laufzeit der 2,5 Milliarden Dollar teuren Mission ist für zwei Jahre geplant, viele der beteiligten Forscher hoffen jedoch nun auf eine Verlängerung. 2020 soll dann eine neue Mission den Mars erreichen.

Derzeit beheben Ingenieure eine technische Panne, die Curiositys Computer veranlasste, auf Backup-Modus zu schalten. Die Reparaturen verzögerten sich aufgrund eines Sonnensturms Anfang des Monats, weswegen Curiosity in Ruhe-Modus geschaltet wurde. Er soll seine Arbeit Mitte April wieder aufnehmen.