Zum Hauptinhalt springen

Der leise Hilferuf der ÖFB-Teamchefin

Von Christoph Rella

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 2 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Irene Fuhrmann, seit bald zwei Jahren Teamchefin des Frauen-Fußballnationalteams, läuft die Zeit davon. "So wie die letzten Wochen laufen, war ich noch nie so wenig Trainerin wie derzeit, was die Zeit betrifft, wo ich mich mit Gegnern und dem eigenen Spiel beschäftigen kann. Es geht sehr viel um Medientermine, das Rundherum, was auch mein Job ist", gab sie nun im Vorfeld des Trainingsauftakts für die EM in England in Bad Tatzmannsdorf offen zu Protokoll. Sie habe erst lernen müssen, meinte sie, nach so einem Tag nicht zu denken, wieder nichts gemacht zu haben. "Es ist im professionellen Fußball einfach so, dass du wirklich Manager bist. Du musst in allen Bereichen den Überblick haben und entscheiden und dann auch den Kopf hinhalten."

Nun, willkommen in der Realität, möchte man Fuhrmann zurufen. Wobei man sich schon fragen muss, ob wirklich alle Termine, welche die 41-Jährige zuletzt so wahrnehmen musste, unbedingt notwendig waren? Schließlich geht es für das Frauenteam, das sich das zweite Mal in Folge für die EM qualifiziert hat, um sehr viel - ja mehr als derzeit bei den Herren. Wo bleibt hier die nötige Unterstützung, etwa vonseiten des ÖFB-Sportdirektors, in dessen Agenden das Frauenteam fällt? Mag sein, dass die Verpflichtung von Ralf Rangnick auch bei Peter Schöttel Ressourcen gebunden hat, aber das rechtfertigt nicht, dass die Vorbereitung bei den Damen auf der Strecke bleibt - und das kurz vor einer EM.

Auch wenn Fuhrmann das wohl nicht zugeben würde, so kann man ihre Aussage dennoch als Hilferuf interpretieren. So löblich es ist, dass Medien, Sponsoren und Fans (endlich) Interesse für das Frauen-Nationalteam zeigen, so ist es aber auch wichtig, die eigentliche Arbeit im Auge zu behalten. Für das "Rundherum" ist nach einem (erhofften) Erfolg bei der EM auch noch Zeit.