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Amorim stärkt den Einfluss der Entwicklungsländer. | Hongkong. Kaum jemand ist in den Verhandlungen der Welthandelsorganisation (WTO) so einflussreich wie Celso Amorim. Der 63jährige Brasilianer hat die Entwicklungsländer in der WTO zu einer Macht auf Augenhöhe mit den USA und der EU gemacht.
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Vor August 2003 waren die Verhältnisse klar: Wenn sich die USA und die EU einig waren, kam kaum jemand dagegen an. Doch dann schmiedete Amorim eine gemeinsame Front der größten Entwicklungsländer. Anlass war ein damaliger gemeinsamer Vorschlag der USA und der EU in Sachen Landwirtschaft, der erneut die Interessen der Entwicklungsländer nicht berücksichtigte. Amorim überzeugte seine Kollegen in zwei Dutzend Ländern, sich zu widersetzen. Sie sagten zu.
Amorim gelang es auch, die Gruppe der G20 zusammenzuhalten. Bereits bei der WTO-Ministerkonferenz im mexikanischen Cancun im September 2003 versuchten die USA und die EU, einzelne Länder herauszukaufen. Bei einigen gelang ihnen das. Aber die Gruppe hielt. Und die Konferenz scheiterte.
Diplomat, Politiker,
Wissenschaftler
Amorim hat Erfahrung als Botschafter bei den internationalen Organisationen in Genf sowie bei der UN in New York und auch als Präsident des UN-Sicherheitsrates. Zuhause hatte er sowohl im Kulturals auch im Wissenschaftsministerium gedient, bevor er Anfang der 90er Jahre ein erstes Mal Außenminister wurde. Neben seinen beruflichen Verpflichtungen arbeitete er wissenschaftlich. Noch heute ist er - beurlaubter - Professor der Universität Brasilia. Seine Stunde kam, als Luiz Inacio Lula da Silva Anfang 2003 brasilianischer Präsident wurde. Er machte Amorim zu seinem Außenminister.
Geschickter Verhandler, der Brücken baut
Amorim weiß um den Wert des Kompromisses. Wenn er sich mit einem Vorschlag nicht durchsetzen kann, passt er diesen an. Er baut seinen Gegnern eine Brücke, damit auch sie einer Lösung ohne Gesichtsverlust zustimmen können.
Wenn sich die Verhandlungen heute auf die Landwirtschaft konzentrieren, ist das der neuen Stärke der Entwicklungsländer zu verdanken. Die WTO-Konferenz in Hongkong ist die Nachfolgerin der gescheiterten Konferenz in Cancun. Jetzt muss Amorim zeigen, ob seine Revolution auch greifbare Ergebnisse liefert.