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Mehr als zwei Millionen Wahlberechtigte sind noch unentschlossen. Die ORF-Elefantenrunde gab ein letztes Stimmungsbild.
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Wien. Drei Tage vor dem ersten Wahlgang ist kaum absehbar, wer es in die Stichwahl schaffen wird, geschweige denn, wer das Rennen schlussendlich für sich entscheiden wird. Meinungsforscher und selbst erfahrene Politologen trauen sich nicht zu, eine konkrete Prognose abzugeben. Zu weit gehen die Ergebnisse der letzten Umfragen auseinander, über zwei Millionen Wahlberechtigte sind noch unentschlossen. Ihre Stimmen werden über den Ausgang der Wahl entscheiden.
Die ORF-Elefantenrunde am Donnerstagabend bot eine letzte Gelegenheit, sich ein Bild über die Positionen der sechs Kandidaten zu machen. Die Moderatorin Ingrid Thurnher war bemüht, ihre Interviewpartner auf ihr Amtsverständnis abzuprüfen. Die Kandidaten sollten erst gar nicht die Möglichkeit haben, ihre politischen und weltanschaulichen Forderungen abzuspulen. Wer den Wahlkampf verfolgte, gewann eher den Eindruck, dass am Sonntag Wahlen zum Nationalrat anstehen würden als Präsidentschaftswahlen.
"Sicherheitspräsident" Khol
Andreas Khol hatte mit der Aufgabenstellung am wenigsten Probleme. In den Umfragen liegt Khol zurück, umso stärker versuchte er, seine Stärken auszuspielen. Khol gab sich betont staatsmännisch, er nutzte jede Gelegenheit, sich in den - Amtsverständnis hin oder her - Themenbereichen Asyl, Grenzen und Europa vor allem von Irmgard Griss abzuheben. Griss setzte auf Abgrenzung nach rechts, rechtfertigte ihre ungeschickten Äußerungen zur Zeit des Nationalsozialismus, auf denen Journalisten in den letzten Wochen herumgeritten waren. Sie wiederholte ihre Positionen zum geplanten Notstandsgesetz der Bundesregierung ("90.000 Flüchtlinge sind kein nationaler Notstand") und wusste in dieser Frage auch den neuen Innenminister Wolfgang Sobotka auf ihrer Seite. Sie wolle ihn links überholen, konterte Khol. Er wolle ein "Sicherheitspräsident" sein, versicherte dieser.
Von Richard Lugner gab es Altbekanntes. Die Bundesregierung sei schuld an der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung im Land, die Leute hätten von Rot und Schwarz "die Nase übervoll". Es müsse endlich Schluss sein mit dem Schlusslicht-Sein. Wäre er Präsident, er würde die amtierende Regierung sofort entlassen, bekräftigte auch FPÖ-Kandidat Norbert Hofer. Als einziger musste er, aufgrund seiner körperlichen Beeinträchtigung, sitzen. Khol betonte, er hätte sich die Regierung "viel schneller hinter die Tapete" geholt, um sie in der Flüchtlingsfrage zum gemeinsamen Handeln zu bewegen.
Müder Van der Bellen
Wenig ambitioniert, seine Ausgangschancen mit dem letzten Auftritt noch zu verbessern, wirkte SPÖ-Kandidat Rudolf Hundstorfer. Es gelang ihm kaum, sein Wahlthema soziale Sicherheit und Stabilität auf den Punkt zu bringen. Ebenfalls etwas erschöpft wirkte der ehemalige Grüne, dennoch unabhängige Alexander van der Bellen. Auch er gab sich alle Mühe, staatstragend zu wirken, bemängelte die Inhalte des Wahlkampfs, übte auch Kritik an den Medien ("Vielen Journalisten ist selbst nicht klar, wo genau die Kompetenzen des Bundespräsidenten überhaupt liegen"). Er rechne jedenfalls mit einem knappen Dreikampf zwischen ihm, Norbert Hofer und Irmgard Griss.
Norbert Hofer gab dann doch den klassischen FPÖ Kandidaten. Den Deal der EU mit der Türkei hätte er so nicht umgesetzt. Mit einem Staat, in dem Frauenrechte mit Füßen getreten würden und Journalisten im Gefängnis landeten könne man die Krise keinesfalls lösen.
Alles über die Bundespräsidentenwahlen finden Sie in unserem Dossier.