Michael Ludwig ist ganz nah an einem starken Sieg. Das Virus ist sein letzter Gegner.
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Vier Wochen noch bis zur Wien-Wahl am 11. Oktober, und trotzdem hat man den Eindruck, als sei die Wahl schon geschlagen und alles entschieden. Wenn da nur nicht das Coronavirus wäre. Tatsächlich ist die Pandemie - und der mit ihr einhergehende umfassende Stresstest für Politik, Wirtschaft, und Gesellschaft - der größte Unsicherheitsfaktor gerade für die Wahlen in der Bundeshauptstadt.
Das pulsierende Leben in einer Metropole bietet besondere Schwächen für die Stärken von Sars-CoV-2; und die Menge an Menschen und die Dichte an Interaktion machen den Kampf gegen die Pandemie zu einer besonderen Herausforderung. Und etwaige Mängel, Missmanagement und Fehler fallen auf die verantwortliche Politik zurück - umgekehrt bietet "Corona" Regierenden aller Couleurs die Chance zum Höhenflug in Umfragen wie bei Wahlen.
Die zuletzt in kurzer Zeit massiv gestiegenen Infektionszahlen auch und gerade in Wien kommen von daher zur Unzeit für die Rathaus-SPÖ. Bürgermeister Michael Ludwig, der seine erste Wahl als SPÖ-Spitzenkandidat zu schlagen hat, ist es in den vergangenen Monaten gelungen, die Stadtpartei weitgehend geschlossen in den Wahlkampf zu führen. Kritik an den Maßnahmen der türkis-grünen Krisenpolitik hat er Gesundheitsstadtrat Peter Hacker überlassen; dieser hat die Bühne mit scharfen Attacken gegen die aus Sicht der Wiener SPÖ überzogenen Schutzmaßnahmen reichlich und mit Lust genutzt. (Die Bundes-SPÖ mit der einschlägigen Fachärztin Pamela Rendi-Wagner an der Spitze hat das durchaus differenziert gesehen.)
Das war so lange eine erfolgversprechende Strategie, wie der Eindruck bestand, die Pandemie sei bereits besiegt. Das ist jetzt wieder anders. Möglich, dass die Zahlen der Neuinfizierten in ein, zwei Wochen wieder sinken. Dann steht einem soliden bis strahlenden Sieg der SPÖ, wie ihn derzeit sämtliche Umfragen vorhersagen, nichts im Wege.
Ludwigs Risiko besteht jedoch darin, dass die Zahlen weiter steigen könnten - und dass dann womöglich die Nachverfolgung der Infektionsketten und Kontaktpersonen den Behörden nicht mehr gelingt. Diese reale Gefahr hat nun sogar Hacker zu einer Kehrtwendung veranlasst. Am Donnerstag hat er erstmals Wien nicht mehr als Ziel politischer Querschüsse der Bundesregierung geschildert, sondern selbst strengere Maßnahmen gefordert. Bereits am Freitag präsentierte dann der Bürgermeister zeitgleich mit der Bundesregierung ein Maßnahmenpaket. Ludwig weiß, dass er ganz knapp an einem beeindruckenden Sieg dran ist. Das Virus ist der letzte Unsicherheitsfaktor, der letzte ernsthafte Gegner der Wiener SPÖ.