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Der letzte Schrei: Der Fake-Tod

Von Christoph Irrgeher

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Es ist nichts Neues, dass auf Twitter einige Fake-Accounts herumgeistern. Da gibt es etwa einen satirischen "Sascha", seines angeblichen Zeichens Bundespräsident. Oder eine "Liste Kurz", hinter der natürlich nicht der echte Sebastian Kurz steckt, sondern irgendein Witzbold. Der stellte am Dienstag die Scherzfrage, was die Neos mit einer Flasche Radler gemeinsam hätten (Auflösung: "Keine 5% und nach dem Sommer seids ausm Angebot verschwunden"). Festzuhalten ist jedenfalls: In den Sozialen Medien kommt so mancher Prominente zu einem zweiten Leben.

Kurios dagegen, wenn man ihm dort seine tatsächliche Existenz abspricht. Im Fall der kanadischen Liedermacherin Avril Lavigne geschieht dies seit Jahren. Lavigne, so behaupten Verschwörungstheoretiker, sei schon 2003 verstorben, habe nach dem Tod ihres Großvaters nämlich Selbstmord begangen - oder sei einem Skiunglück zum Opfer gefallen, da scheiden sich die wirren Geister. Die Obskuranten (mit bis zu 250.000 Likes belohnt) stört es jedenfalls nicht, dass die Sängerin in der Welt da draußen weiter auftritt: Die Plattenfirma, so ihre Erklärung, habe ein Double engagiert. Dieses heiße Melissa Vandella und verrate sich durch seine Kieferpartie und Hautfarbe. Sind da Verrückte am Werk? Wohl. Aber mit einigem Herz für ihr Fantasieprodukt. So antwortete jüngst einer auf ein Muttertags-Posting von Lavigne: "Melissa, es ist in Ordnung. Wir sind für dich da."

Der Science-Fiction-Autor Stanisław Lem (1921-2006) hat einmal gesagt: "Ich wusste nicht, dass es so viele Idioten gibt, bis ich anfing, das Internet zu nutzen." Die Irren hat er zum Glück nicht mehr erlebt.