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So sehen zwei Wiener Libanesen und ein Palästinenser den Konflikt. | Wien. "Ich möchte Herrn Nasrallah, den Anführer der Hisbollah, fragen: Hat es sich bezahlt gemacht, die israelischen Soldaten zu entführen? War es das wert, dass der ganze Libanon zerstört wird?" Die Stimme von Toni wird immer lauter. "Das libanesische Volk zahlt mit seinem Blut den Preis für die gesamte Region!" Syrien und der Iran würden den Libanon für ihren Konflikt mit Israel missbrauchen.
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Der Friseur Toni ist libanesischer Christ und lebt seit fast 30 Jahren in Wien. Seinen ganzen Namen will er nicht nennen.
Genau so wie der Lokalbesitzer Sami, ebenfalls ein libanesischer Christ, und der Musiker Ado, der als palästinensischer Flüchtling im Libanon geboren wurde. Sie stimmen mit Toni überein, dass der Libanon das Opfer der gesamten Region sei. Doch nimmt ihrer Ansicht nach auch Israel bei seinen strategischen Überlegungen keine Rücksicht auf den Libanon. Die israelischen Angriffe bezeichnet der Musiker Ado als Sadismus, sie seien von militärischer Logik und nicht von politischer Überlegung bestimmt.
Für den Lokalbesitzer Sami steht der Sieger des Konflikts zwischen Israel und der Hisbollah schon fest: Trotz all der Zerstörungen werde die Hisbollah weiteren Zulauf erhalten. "Wenn ich einen Riesen so provozieren kann, dass er mir nachläuft, dann habe ich schon gewonnen." Sami befürchtet, dass die Hisbollah nun im ganzen Nahen Osten zum Mythos werden könnte.
Toni, Sami und Ado besitzen Angehörige im Libanon und fast alle ihre Verwandten befinden sich auf der Flucht. Manche haben es über die Grenze geschafft, doch die meisten sitzen in den libanesischen Bergen fest.
Nicht nur die Angst um die Angehörigen, auch Erinnerungen bedrängen Toni, Sami und Ado. Sie kamen während des libanesischen Bürgerkriegs zwischen 1975 und 1990 nach Wien. "Ich kann in der Nacht nicht schlafen. Ich habe 1982 die israelische Invasion erlebt und die jetzigen Luftangriffe sind für mich ein schmerzvolles Deja-Vu", erzählt Sami.
Und alle drei vereint die Sorge um die Menschen des Landes, ihr Überleben und ihre Zukunft. "Es wurde zerstört, was die Menschen in den letzten 20 Jahren aufgebaut haben. Man fragt sich, ob sie so viel Kraft und Hoffnung haben werden, dass sie ihre Schmerzen wieder vergessen können", meint Ado.