Verhandlungen über Regierungserweiterung um prosyrische Minister. | Beirut. In Beirut laufen derzeit die Verhandlungen über die Bildung einer "Regierung der nationalen Einheit". An dem vom schiitischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri einberufenen Treffen nahmen bis auf Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah die wichtigsten Politiker des Landes teil. Da israelische Regierungsmitglieder Nasrallah mit dem Tod gedroht haben, ließ sich der derzeit mächtigste schiitische Führer im Libanon von zwei Hisbollah-Parlamentariern und dem ebenfalls der "Partei Gottes" angehörenden Energieminister Mohammed Fneish vertreten.
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Seit Ende des Krieges zwischen Hisbollah-Milizen und der israelischen Armee Mitte August hat Nasrallah die vom sunnitischen Premier Fuad Siniora geführte Regierung wiederholt scharf angegriffen. Letzte Woche forderte er, dass ein Drittel aller Minister im Kabinett von seiner Partei oder der mit ihm verbündeten Amal-Bewegung Berris und des christlich-maronitischen Ex-Generals Michel Aoun besetzt werden sollten. Hisbollah und Amal stellen derzeit nur 5 der 24 Minister.
Siniora und der Vorsitzende der Parlamentsmehrheit, Saad Hariri, sind offenbar bereit, ein Aufstocken des Kabinetts durch mehrere Minister der Freien Patriotischen Bewegung Michel Aouns hinzunehmen. Schließlich gilt es, ein Abgleiten des seit Kriegsende von mehreren unaufgeklärten Bombenanschlägen erschütterten Landes in eine schwerere Krise zu verhindern. Doch die antisyrische Fraktion um Siniora, Hariri, den drusischen Vorsitzenden der Sozialistischen Fortschrittspartei , Walid Jumblatt, sowie den Vorsitzenden der christlich-maronitischen Forces Libanaises, Samir Geagea, will ihre Macht nicht ohne Zugeständnisse von Nasrallah und Aoun aus den Händen geben. Im Gegenzug verlangen sie den Rücktritt des prosyrischen Präsidenten Emile Lahoud. Der weigert sich jedoch seit über eineinhalb Jahren beharrlich zurückzutreten.
Ein Ausweg aus der Krise zwischen der antisyrischen Mehrheitsfraktion um den Sohn des 2005 ermordeten Expremiers Rafik Hariri, Saad, und den Hisbollah-Verbündeten ist schwer. Nasrallah kündigte schon an, ab Mitte November mit Massendemonstrationen einen Sturz der Regierung herbeizuführen, sollte die "nationalen Beratungen" scheitern.