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Der Liebling der Briefmarkensammler

Von Helene Kurz

Wirtschaft

OeSD erfolgreich privatisiert. | Umsatz um 50 Prozent gestiegen. | Neue Technologien entwickelt. | Wien . Was haben Meteoritenstaub und Swarovski-Steine gemeinsam? Beides ist auf Sonderbriefmarken der Österreichischen Staatsdruckerei GmbH (OeSD) zu finden. Für ausgefallene Briefmarken-Projekte ist die Staatsdruckerei der Ansprechpartner Nummer eins. Jüngst flatterte eine Anfrage aus Arabien ins Haus: Sand aus Mekka soll auf eine Marke.


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"Philatelisten sind von unseren Marken begeistert", freute sich OesD-Generaldirektor Reinhart Gausterer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Was das neueste Projekt mit der Österreichischen Post AG betrifft, hält sich Gausterer allerdings bedeckt: "Es wird eine ganz pfiffige und interessante Sache sein."

Die OeSD steht auf zwei Beinen: Einerseits ist die Staatsdruckerei einer der drei führenden Hersteller von hochwertigen Sammlermarken weltweit, andererseits produziert das Unternehmen Identitäts-Dokumente (Personalausweise, Führerscheine) im Hochtechnologiebereich.

Im Jahr 2000 wurde die OeSD erfolgreiche privatisiert. Neuer Eigentümer ist die österreichische Beteiligungsfirma Euro Capital Partners (ECP), die vom früheren LIF-Politiker Johannes Strohmayer gegründet wurde. Im Zuge der Privatisierung musste sich die OeSD von einem produktionsorientierten Unternehmen, das gewohnt ist Aufträge entgegenzunehmen, zu einem kunden- und marktorientierten wandeln.

Paradigmenwechsel durch Privatisierung

Vor der Privatisierung war die Staatsdruckerei "extrem hierarchisch organisiert", jeder Mitarbeiter hatte einen abgegrenzten Entscheidungs- und Tätigkeitsbereich, so der OeSD-Chef. Nun wird der gesamte Prozess eines Projektes betrachtet und abteilungsübergreifend gearbeitet.

Interne Abläufe im Bereich der Logistik und Verkauf wurden ausgeweitet und die Mitarbeiterzahl von 145 auf 175 Mitarbeiter aufgestockt. Der Umsatz des Unternehmens hat sich seit der Privatisierung um die Hälfte erhöht. Genaue Zahlen wollte Gausterer nicht nennen. Kolportiert wird ein Umsatz von 30 Millionen Euro.

Staatsdruckerei setzt Standards

"Neben dem klassischen Druckbereich mussten wir neue Technologien entwickeln", sagte Gausterer. Die da wären: Personalausweise und Führerscheine im Scheckkartenformat oder die neuen fälschungssichere Reisepässe mit eingeschweißtem Chip. Früher wurde der Stand der Technik nachvollzogen, heute nimmt die OeSD die Rolle des internationalen Vorreiters ein und setzt Standards. So auch beim neuen Sicherheitsreisepass mit Chiptechnologie (ePass).

Im August dieses Jahres hatte ein deutscher Computertechniker für internationales Aufsehen gesorgt, als er die Daten jener Chips kopiert hat, die Teil der neuen EU-Reisepässe sind. In Österreich blieb die Aufregung jedoch aus, da der neue ePass über einen zusätzlichen digitalen Kopierschutz verfügt.

Die Diskussionen um die Sicherheit des Passes seien unbegründet. Der neue Reisepass ist das Ergebnis einer jahrelangen internen Entwicklung, so Gausterer. Die OeSD ist Mitglied in Gremien der Europäischen Union und der Zivilen Luftfahrtbehörde, die sich mit der Standardisierung von biometrischen Dokumente beschäftigen. "So konnten wir schon vorab herausfinden, wo die Reise hingeht", sagte Gausterer.

Die OeSD pflegt bereits in 60 Ländern und auf vier Kontinenten Geschäftsbeziehungen. Zu den illustren Kunden gehören unter anderem das Fürstentum Liechtenstein, Deutschland, die Schweiz, der Vatikan, der Oman, Hongkong und die Malediven. Derzeit werden etwa 20 Prozent des Umsatzes im Ausland erwirtschaftet, 2010 sollen es 50 Prozent sein.

Die OeSD setzt auf Expansion: Durch Akquisitionen in Mittel- und Osteuropa soll das Wachstum beschleunigt und der internationale Marktanteil im Kerngeschäft ausgebaut werden. Zu diesem Zweck wird eine "High-Security-Holding" errichtet. Gespräche mit potenziellen Kandidaten aus dem Bereich der Sicherheitstechnologie werden bereits geführt. Ins Detail wollte der Generaldirektor nicht gehen.

Synergien durch Beteiligung bei A-Trust

Neue Synergien ergaben sich durch die Beteiligung der Eigentümergesellschaft der Staatsdruckerei, der Private Equity-Firma ECP, bei der in finanzielle Turbulenzen geratenen Signaturgesellschaft A-Trust. A-Trust, Anbieter und zentrale Drehscheibe der digitalen Signatur, passe in die Sicherheitsphilosophie der Staatsdruckerei, so Gausterer.

Stichwort Staatsdruckerei

Die Österreichische Staatsdruckerei AG wurde 1999 in die Print Media Austria und in die für den Wert- und Sicherheitsdruck zuständige Österreichische Staatsdruckerei GmbH (OeSD) aufgespalten.

Die OeSD wurde im Jahr 2000 durch die ÖIAG erfolgreich privatisiert. Den Zuschlag erhielt die österreichische Beteiligungsfirma Euro Capital Partners (ECP), nachdem die Österreichische Nationalbank plötzlich abgesprungen war. ECP wurde im Jahr 1999 vom ehemaligen LIF-Politiker Johannes Strohmayer gegründet. Zur Beteiligungsfirma gehören auch die auf Beschallungstechnik spezialisierte AV Digital und das Forschungsunternehmen Biolife Science. Im Juni beteiligte sich ECP mit 32,19 Prozent an der Signaturgesellschaft A-Trust.

Das Staatsdruckerei-Gebäude am Rennweg - indem auch die "Wiener Zeitung" gedruckt wurde - wurde 2002 zugunsten eines neuen Standortes in Wien-Inzersdorf geräumt. Rund 10 Millionen Euro sind in neue Technologien investiert worden.