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Die gute (Bildungs-)Nachricht zum neuen Jahr: Noch im Jänner starten zwischen Unterrichtsministerin Claudia Schmied und der Lehrer-Gewerkschaft die Verhandlungen über ein neues Dienstrecht für die Lehrer. Die schlechte Nachricht: Am Gesamtzustand unseres Schulsystems wird sich so rasch nichts ändern.
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Verzögern, blockieren, aussitzen und da und dort auch einmal eine freundliche Geste. Die Frage der Weiterentwicklung und Organisation der Schule ist im rot-schwarzen Denken auch immer eine Frage der Macht und Stabilisierung der Interessen. Und da scheinen die beiden großen Lager einander unversöhnlich gegenüberzustehen. Der Machtpoker scheint immer mehr zum Mikado-Spiel zu verkommen - wer sich als Erster bewegt, hat schon verloren.
Den Beweis, dass vieles im Argen liegt, lieferte vor wenigen Wochen wieder einmal die Pisa-Studie: Eines der teuersten Bildungssysteme der Welt, nämlich das österreichische, produziert nur Mittelmaß. Auch wenn es viele kritische Stimmen zu der Studie gibt, im internationalen Ranking zählt unser Bildungssystem nicht zu den effektivsten.
Dazu die wochenlange lähmende Debatte um die Zuständigkeit der Lehrer. So als ob eine "Verländerung" der Lehrer, also ein Wechsel der Zuständigkeiten vom Bund zu den neun Bundesländern, einen Schub nach vorne für das Schulsystem bringen würde. Auch hier ist alles nur eine Frage der Macht und der Positionen.
Für einen Neustart in der Schulpolitik bedarf es einer gemeinsamen Kraftanstrengung der Großparteien. Beim Streit um die Kompetenzen blieben Strukturfragen, Lösungen und Inhalte bisher weitgehend auf der Strecke.
Die SPÖ sieht ihre bildungspolitische Vision in der Gesamtschule verwirklicht, also der gemeinsamen Schule der 10- bis 14-Jährigen. Die Trennung der Kinder mit 10 Jahren wird überwiegend vom sozialen Hintergrund bestimmt: Soziale Herkunft, Einkommen und Bildungsstand der Eltern haben noch immer den größten Einfluss auf die Bildungslaufbahn, berufen sich Parteiprotagonisten auf nationale und internationale Bildungsexperten.
Die ÖVP wiederum will an der frühen Selektion, also am System mit Gymnasium und Hauptschule, unbedingt festhalten. Sie sieht in einer Differenzierung die größere Chance, die Kinder je nach ihren Begabungen zu fördern. Daran ändert auch nichts der Ruf so mancher schwarzer Landeschefs, die 10-Prozent-Grenze bei der Neuen Mittelschule nach oben zu verschieben. Dabei geht es vorwiegend darum, zusätzliche Geldmittel zu lukrieren.
Der gordische Knoten scheint festgezurrt zu bleiben. Nicht zu Unrecht vermisst die Lehrer-Gewerkschaft bereits vor den Verhandlungen wichtige Weichenstellungen. Denn ein neues Dienstrecht orientiert sich am gültigen Schulsystem. Bleibt es beim derzeitigen Schul-Mix, tun sich alle schwer, ein neues Dienstrecht zu basteln.