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Man hat sich schon daran gewöhnt. Das porenlose, perfekte Gesicht, diese rosa Fläche, die kein Mitesserchen je gesehen hat, sie gehört heute zur Werbung wie der Hausverstand oder das Ja-natürlich-Schweinderl. Deswegen überraschte die Meldung, die da aus Großbritannien kam. Dort muss jetzt der Kosmetikkonzern L’Oréal eine Kampagne stoppen - wegen Irreführung.
Das ist nun gerade in der Werbung ein irgendwie putziger Vorwurf. Denn was ist da schon so, wie es in echtem Leben ist? Schon mal angefangen bei den freundlichen Baumarktberatern? Aber trotzdem sind die Hochglanz-Make-Up-Anzeigen mit einer makellosen Julia Roberts jetzt Makulatur. Es überrascht nicht, dass einmal vorgegangen wurde gegen den Ästhetik-Terror der Retusche. Es überrascht eher, dass erst jetzt eine größere Aufregung darum entsteht. Hat man sich doch schon vor Jahren bei Anzeigen, die Demi Moore, damals fitte Mittvierzigerin, gedacht, dass sie locker als lolitaeske 14-Jährige durchgehen könnte.
Wie auch immer: Jedenfalls ist die britische Entscheidung ein Etappensieg im Kampf gegen das Einheitsgesicht. Das Phänomen wird nämlich immer häufiger, vor allem im schönheitsversessenen, botoxfreudigen Hollywood. Vielleicht sollte jemand Nicole Kidman und Renee Zellweger einmal sagen, dass man sie kaum mehr auseinanderhalten kann. Könnte sich theoretisch ja auch geschäftsschädigend auswirken.