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Der Mann, dem ein Pferd fehlte

Von Heiner Boberski

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Britische Archäologen glauben, die Überreste von König Richard III. gefunden zu haben - unter dem Parkplatz des Stadtrats von Leicester, dort dürfte sich einst ein Kloster mit der letzten Ruhestätte des englischen Monarchen befunden haben. In spätestens zwölf Wochen soll ein DNA-Vergleich mit dem Erbgut eines direkten Nachkommen von Richards ältester Schwester Anne von York vorliegen. Die krumme Wirbelsäule des Skeletts deutet jedenfalls auf das von Richard III. überlieferte Bild hin.

Zumindest in die Dramatik ist Richard III. dank William Shakespeare ja als buckliger Schurke eingegangen, der über Leichen ging, dem im Kampf um die Macht jedes Mittel recht war. Das Bild der Historiker ist differenzierter, es könnte ihm auch das gegen ihn zur Herrschaft gelangte Haus Tudor alle Schandtaten seiner Zeit untergejubelt haben.

Shakespeares Richard III. ist jedenfalls eine grandiose Rolle, in der viele berühmte Mimen - im Film etwa Laurence Olivier - glänzen durften. Eine alte Theateranekdote bezieht sich auf Richards berühmten Ausruf knapp vor seinem Tod in der Schlacht von Bosworth: "Ein Pferd! Ein Pferd! Mein Königreich für ein Pferd!" - "Darf es auch ein Esel sein?", soll einmal ein vor-

lauter Zuschauer von der Galerie gerufen und ein schlagfertiger Mime darauf geantwortet haben: "Ja, kommen Sie herunter!"

Ist diese Geschichte nicht wahr, so ist sie zumindest gut erfunden. Wie viel von dem, was wir über historische Figuren zu wissen glauben, mag wahr sein? Von Richard III. dürften wir zumindest bald wissen, wie echt seine mutmaßlichen Gebeine sind.

Artikel in der Wiener Zeitung vom 12. September 2012 "Britische Archäologen melden möglichen Fund von König Richard III."