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Der Mann, der alles falsch machte

Von Edwin Baumgartner

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Bernd Wiegand konnte es nur falsch machen. Er hatte keine andere Chance. Bernd Wiegand - das ist der Oberbürgermeister von Halle an der Saale. Er sagte die Händel-Festspiele ab und schloss die Theater, denn Halle steht unter Wasser. Die Flut hat in der 230.000-Einwohner-Stadt die Form einer veritablen Katastrophe angenommen. Können angesichts solcher Umstände wirklich Händel-Festspiele stattfinden?

Ganz ehrlich? - Ich weiß es nicht. Es spricht so viel dafür wie dagegen. Dass die Künstler gegen die Absage protestieren - je nun, geschenkt. Auftritte zu verlieren, ist nicht schön, aber eine wesentlich geringere Katastrophe, als sein Heim räumen zu müssen. Und "Solidaritätskonzerte" können unter solchen Umständen auch als augenauswischende Peinlichkeit empfunden werden.

Andererseits: Würden die Festspiele als Beitrag zur Normalität verstanden? Als trotzige Reaktion: "Wir lassen uns von dem bisschen Wasser nicht unterkriegen"? Wie aber soll Wiegand gegenüber jenen Menschen argumentieren, die sagen: "Mir schwimmt mein halbes Leben davon und ihr macht ein Händel-Fest?"

Dabei scheint Wiegand mit der Absage gar keine Zeichensetzung im Sinn gehabt zu haben. Zumindest gibt er für die Absage ganz pragmatische Gründe an, nämlich dass er die Sicherheit der Festspielgäste nicht im notwendigen Ausmaß garantieren könne. Tatsächlich: Man stelle sich vor, dass ein Festspielgast zu Schaden kommt - schuld ist dann naturgemäß auch wieder Wiegand.

Was der Mann macht - im Moment scheint es ein Fehler. Die Betonung liegt dabei auf "im Moment".