![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
+++ Sejdiu könnte | Verhandlungen um Kosovo-Status führen. | +++ Jurist ist für friedliche Abspaltung. | Pritina. Erst im dritten Anlauf erreichte er die Zwei-Drittelmehrheit, obwohl da schon die einfache gereicht hätte: Am Freitag wurde der 54-jährige Rechtsprofessor Fatmir Sejdiu vom kosovarischen Parlament zum Nachfolger des im Jänner verstorbenen Präsidenten Ibrahim Rugova gewählt.
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Die Kür des bisherige Generalsekretärs der regierenden Demokratischen Liga des Kosovo zum ersten Mann im Staat wird international mit Erleichterung aufgenommen. Im Westen verbindet man mit der Person Sejdiu die berechtigte Hoffnung, dass der friedliche Kurs, den Rugova die letzten 15 Jahre im Kosovo verfolgt hat, seine Fortsetzung findet. Wie Rugova ist Sejdiu deklarierter Pazifist, seinen drei Söhnen etwa verbot er jeden Umgang mit Waffen. Eine nicht alltägliche Haltung in der kriegsverwüsteten Region, wo noch vor kurzem so gut wie jeder Haushalt über ein privates Waffenlager verfügte. Selbst während des von Slobodan Milosevic angezettelten Bürgerkrieges, als viele Kosovaren zu den Waffen griffen, verlor der Rechtsgelehrte nicht den Glauben an eine friedliche Lösung.
Sollte der eher unscheinbar wirkende weißhaarige Mann aus dem Schatten seines verstorbenen Freundes Ibrahim Rugova heraustreten, kann er viel zur Beruhigung einer immer noch von Hass dominierten Situation beitragen: Am 20. Februar werden einander erstmals Vertreter der Albaner und Serben in Wien treffen, um über Unabhängigkeit oder Nicht-Unabhängigkeit des Kosovo zu beraten. Die Hinweise mehren sich unterdessen, dass Neo-Präsident Sejdiu auch Leiter des kosovo-albanischen Verhandlerteams werden könnte.
Bei Radikalen verhasst
Wie über 90 Prozent seiner Landsleute will er die Unabhängigkeit von Serbien. Vehement gegen diese Bestrebung ist die serbische Regierung in Belgrad. Der neue Präsident ist an einer friedlichen Lösung des Konflikts interessiert, damit ist er aber Vertretern jener Albaner-Gruppierungen ein Dorn im Auge, die Unabhängigkeit um jeden Preis, auch mit gewalttätigen Mitteln, fordern. Erst vor drei Jahren entkam Sejdiu knapp einem Anschlag auf Leib und Leben. Sejdius langjähriger Gegenspieler, Hashim Thaci, gehört zu den politischen Figuren im Kosovo, denen immer noch der Geruch der Gewalt anhaftet. Auch wenn sich der Oppositions-Chef und ehemalige Kommandeur der Befreiungsarmee UCK zu friedlichen Mitteln bekennt - in Serbien ist der Mann mit dem Kampfnamen "die Schlange" verhasst. Was Thaci nicht zum geeigneten Anführer der kosovarischen Verhandlungsdelegation macht.