)
Der frühere britische Premierminister James Callaghan, der bei den Wahlen 1979 von Margaret Thatcher aus dem Amt verdrängt wurde, ist am Karsamstag - einen Tag vor seinem 93. Geburtstag und elf Tage nach seiner Frau Audrey, mit der er seit 1938 verheiratet war - gestorben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Callaghan, der am 27. März 1912 als Sohn eines Unteroffiziers der Kriegsmarine in Portsmouth geboren worden war und im Alter von neun Jahren seinen Vater verlor, wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1929 trat er als Steuerbeamter in den Öffentlichen Dienst und war von 1936 bis 1947 stellvertretender Sekretär seiner Gewerkschaft. Bei den Wahlen im August 1945 wurde er erstmals als Abgeordneter ins Unterhaus gewählt, dem er bis 1987 angehörte.
1950/51 wurde er unter Premier Clemens Attlee Finanzsekretär bei der Admiralität, nach der Regierungsübernahme durch die Konservativen Mitglied des Labour-Schattenkabinetts, zuletzt als Schatzkanzler. Dieses Ressort übernahm er auch im ersten Kabinett unter Harold Wilson nach dem Labour-Wahlsieg im Oktober 1964. Im November 1967 wurde er Innenminister und bekleidete dieses Amt weiter im Labour-Schattenkabinett nach dem konservativen Wahlsieg im Jahr 1970. Im April 1972 folgte er Denis Healy als Schattenaußenminister und nach dem neuerlichen Regierungswechsel im Februar 1974 übernahm er das Außenministerium. Nach dem überraschenden Rücktritt von Premier Harold Wilsons im März 1976 schließlich wurde Callaghan Regierungschef, der erste, der aus der Arbeiterklasse kam. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten, einer Streikwelle und innerparteilichen Auseinandersetzungen, genoss Callaghan in der britischen Bevölkerung höhere Beliebtheitswerte als Oppositionsführerin Margaret Thatcher, wurde aber Ende März 1979 durch einen Misstrauensantrag der Konservativen mit nur einer Stimme Mehrheit gestürzt. Die darauf folgenden Wahlen am 3. Mai 1979 gewannen die Konservativen. Im Oktober 1980 trat Callaghan als Parteichef ab, 1987 gab er seinen Unterhaussitz auf und wurde als "Lord Callaghan of Cardiff" Mitglied des Oberhauses.