Der Mann, der als Ghostwriter für US-Präsident George W. Bush die griffige Formel von der "Achse des Bösen" erfand, heißt David Frum. Er kommt aus dem ultra-konservativen Manhattan-Institut, hat aber seinen Job in der Bush-Administration verloren.
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Der gebürtige Kanadier Frum war nach dem Wahlsieg von George W. Bush als Ghostwriter, vor allem für den Bereich Wirtschaft, engagiert worden und bezog dafür (laut "Washington Post") ein Gehalt von 85.000 Dollar, was in dem 20-köpfigen Stab in etwa das finanzielle Mittelfeld bedeutete. Dass die Karriere des David Frum so jäh beendet wurde, ist ein Faktum. Wie es dazu kam, darüber gibt es unterschiedliche Darstellungen.
Der Nachrichtensender CNN hatte behauptet, die Frau Frums, die unter ihrem Mädchennamen Danielle Crittenden einige Bücher geschrieben hat und auch als ständige Kolumnistin für die "New York Post" tätig ist, habe emails an ihre Freunde und Bekannten versendet. In ihnen habe sie darauf hingewiesen, sie sei stolz darauf die Frau jenes Mannes zu sein, der für die "State of the Union"-Ansprache Bushs das Wort von der "Achse des Bösen" (gemeint waren damit der Irak, Iran und Nordkorea) geprägt habe. Diese emails wurden von einem Internet-Journal in den USA veröffentlicht - und Frum war wenige Tage später seinen Job los, ein Zusammenhang offenkundig.
Ehernes Gesetz
Die Version hat viel für sich, denn in der Tat ist es ein ehernes Gesetz für Ghostwriter, dass sie selbst oder ihre Angehörigen sich niemals damit brüsten dürfen, was sie ihrem Herren eingeflüstert oder "vorgeschrieben" haben.
Frum selbst hat in vagen Worten in Abrede gestellt, er sei wegen seiner geschwätzigen und stolzgeschwellten Frau, mit der mit zwei Kindern in Washington lebt, gefeuert worden: "Ich habe einige Worte zur Rede des Präsidenten beigetragen. Dafür werde ich bezahlt. Was aber zählt, sind nicht die Worte, die ich beisteuere, sondern die Worte werden bedeutend, wenn der Präsident sie ausspricht." Und er vergaß nicht pflichtschuldigst anzufügen, dass er George W. Bush "für einen der größten Präsidenten der amerikanischen Geschichte" halte.
Frum war schon vor seinem Engagement in die Bush-Administration in den USA ein bekannter Buchautor und Journalist, dessen Bücher (z.B. "What`s right. The new conservative majority in America" oder "The 70's: The decade that brought you modern life") freilich immer heftigen Widerspruch erregten. Auch in den Talk-Shows der US-Fernsehstationen war er ein zwar nicht häufiger, aber doch immer wieder eingeladener Gast, der gegen die "Liberalen" scharfzüngig zu polemisieren wusste.
"Think Tank"
Kein Wunder, denn Frum hat seine geistige Heimat im Manhattan-Institute, einem ultrakonservativen und sehr traditionsreichen "Think Tank". Solche Denkfabriken bedienen vor allem die republikanischen Präsidenten und sie erhalten von ihnen Aufträge und finanzielle Unterstützung. Frum stieß 1993 als "senior fellow" zum Manhattan-Institute.
Das Manhattan-Institute wurde 1978 von dem erzkatholischen und erzkonservativen William Casey (seine Vorfahren kamen aus Irland) gegründet, der später CIA-Direktor unter Präsident Reagan wurde. Casey schwor Reagan auf den Kampf gegen das "Reich des Bösen" ein (damit war die kommunistische Sowjetunion gemeint) und die Parallele zu "Achse des Bösen" ist augenfällig. Übrigens - Casey war es auch, der mit dem Vatikan und dem heutigen Papst Johannes Paul II. Kontakte knüpfte, um etwa durch die geheime Unterstützung der polnischen Gewerkschaft "Solidarnosc" den Einfluss Moskaus in dessen osteuropäischem Vorfeld zu untergraben.(Das ist in dem aufregenden Buch "Victory. The Regan administration`s secret strategy that hastened the collapse of the Soviet Union" von Peter Schweizer nachzulesen)
Casey war es auch, der die Contras in Nicaragua unterstützte und schließlich auch die afghanischen Mudschaheddin (und den nachmaligen Terrorchef bin Laden), die damals gegen die sowjetischen Besatzer kämpften. Nach dem Zweiten Weltkrieg soll Casey als Geheimdienstoffizier viele "nützliche" Nazis (im Kampf gegen den Bolschewismus) aus Deutschland in die USA geschleust haben.
Das Manhattan-Institute, von dem seine Kritiker behaupten, es habe nie aus der Mentalität des "Kalten Krieges" herausgefunden und suche ständig nach neuen Feinden und Feindbildern, wurde und wird von mächtigen Konzernen gesponsert. So kommen an jährlichen Zuwendungen von industrieller Seite mindestens 5 Millionen Dollar zusammen.
Potente Geldgeber
Unter den wechselnden Geldgebern sind die Chase Manhattan Bank, Citicorp, Time Warner, Procter & Gamble, Meryll Lynch. Verbindungen zur Familie Bush gibt es auch, denn zu den Fördern des Instituts gehört auch die JP Morgan Chase Bank (im Eigentum von David Rockefeller) und die Pharma-Riesen Pfizer, Lilly und Searle Pharmaceuticals. Bush senior war in den späten 70-ern Direktor von Lilly, der heutige Verteidigungsminister Donald Rumsfeld Chef von Searle.
Zu den "Stars", die das Manhattan Institute hervorgebracht hat, gehört der inzwischen aus dem Amt geschiedene New Yorker Bürgermeister Rudy Guiliani, aber auch der Autor Charles Murray, der in dem Buch "The Bell Curve" immerhin die These vertreten hatte, die Farbigen seien genetisch den Weißen an Intelligenz unterlegen.