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Der Mann, der Ebola entdeckte

Von Alexander U. Mathé

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Jean-Jacques Muyembe Tamfum hat sein Leben dem Kampf gegen das Virus verschrieben.


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26.800 erkrankte Menschen, mehr als 11.000 Tote: Seit Dezember 2013 wütet in Westafrika das Ebola-Virus.

Diesen Sommer - so die Hoffnung der Vereinten Nationen - soll die schlimmste Ebola-Epidemie aller Zeiten zu Ende sein. Wissenschafter in den USA wollen sogar eine Schwachstelle in dem Virus entdeckt haben, die den Weg für eine Impfung freimachen könnte. Doch der Mann, der dafür gesorgt, hat, dass die Menschheit überhaupt weiß, womit sie es zu tun hat, ist weitgehend unbekannt. Als 1976 die erste Ebola-Epidemie in der Demokratischen Republik Kongo ausbrach, war Jean-Jacques Muyembe Tamfum der erste Wissenschafter vor Ort. Der erste Fall trat in einem belgischen Missionskrankenhaus in Yambuku auf und wurde anfangs als "Gelbfieber mit hämorrhagischen Merkmalen" beschrieben. Kurz darauf waren fast alle Nonnen und Krankenschwestern - sowie die meisten, die das Krankenhaus besucht hatten, erkrankt. Um die Ursache und Entstehung der Krankheit zu erforschen, nahm der Mikrobiologe eine der fiebrigen Krankenschwestern zu weiteren Untersuchungen mit an sein Institut in der Hauptstadt Kinshasa. Ihr Blut war es schließlich, in dem er am Tropeninstitut von Anvers in Belgien schließlich das neue Virus entdeckte, wie das Online-Magazin "Slate" berichtet. Seither hat sich Tamfum dem Kampf gegen Ebola verschrieben. Seine Forschung auf dem Gebiet der Virologie und Epidemiologie hat maßgeblich dazu beigetragen, Maßnahmen zur Kontrolle und zum Umgang mit Ebola in Afrika zu schaffen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rekrutierte ihn als Experten in ihre Reihen und griff beim ersten Ausbruch von Ebola in einer Stadt - in Kikwit 1995 - auf diese Maßnahmen zurück. Heute ist Tamfu Professor an der Universität Kinshasa und Direktor des staatlichen Instituts für biomedizinische Forschung und spielte auch bei der aktuellen Epidemie eine entscheidende Rolle. "Dank seiner Kenntnisse konnten wir hier ein Massensterben verhindern", sagte ein Sprecher der kongolesischen Regierung gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. "Er ist der Entdecker des Virus und es ist er, der es unserem Land ermöglicht hat im Kampf gegen Ebola Fortschritte zu machen. Doch Anerkennung erhält Tamfum weit über die Grenzen seiner Heimat hinaus. Das "Institut de France" in Paris hat den Forscher mit dem mit 500.000 Euro dotierten Christophe-Mérieux-Preis ausgezeichnet. Dies soll ihn bei weiteren Recherchen zum Thema Ebola unterstützen. Denn noch ist Tamfum bei seiner Arbeit auf das Ausland angewiesen. "Für wirklich hochentwickelte Tests arbeiten wir mit Instituten in den USA oder Frankreich zusammen", erklärte der Wissenschafter. "Doch in Zukunft hoffen wir, alle Analysen hier im Kongo durchführen zu können."