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Der Mann hinter Trumps Rhetorik

Von Alexander U. Mathé

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Alexander U. Mathé

Stephen Miller ist Redenschreiber und engster Vertrauter des US-Präsidenten.


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"America first!" Zwei Worte, die die Welt wie ein Blitzschlag getroffen haben. Worte, die Sorge um Nationalismus nährten und gleichzeitig ein satirisches Wettrennen um den zweiten Platz auslösten. Worte, die aus dem Munde Donald Trumps bei seiner Antrittsrede als US-Präsident kamen, doch eigentlich - so heißt es - stammen sie aus der Feder eines anderen: Stephen Miller. Er ist neben Stephen Bannon das zweite beratende Schwergewicht Trumps im Weißen Haus und dessen Redenschreiber, der nach dem Abtritt von Trumps Sicherheitsberater Michael Flynn noch an Einfluss zugelegt haben dürfte. Miller ist ein Mann, hinter dem mehr steckt, als man auf ersten Blick sieht. Miller ist erst 31, sieht aber schon wie der Senior Advisor aus, der er ist. Im Team Trumps dürfte er inzwischen ganz weit oben rangieren - manche sprechen von Platz zwei nach Bannon - und doch hielt er sich bisher eher im Hintergrund und war weitgehend unbekannt. Kollegen beschreiben ihn als einen akribischen Workaholic. Er hängt an den Lippen seines Präsidenten und setzt dessen manchmal erratisch wirkenden Sager gleich in den richtigen Kontext - egal ob in der nächsten Rede oder der Verbreitung über soziale Medien. Eigentlich aus einem demokratischen Umfeld in Santa Monica stammend, rebellierte er schon früh gegen die sogenannten Liberalen und deren - wie er fand fehlgeleitete - politische Korrektheit. Darunter fielen auch seine Schule und Universität, über deren Linksdrall er sich des Öfteren im örtlichen Radio, in Leserbriefen und eigenen Kolumnen in der Universitätszeitung beschwerte. Dabei fand er durchaus originelle Ansatzpunkte, so protestierte er gegen die zweisprachige Ausgabe von Schulnachrichten (Spanisch und Englisch) weil es "die Immigranten als unfähig erniedrigt und das amerikanische Ideal der persönlichen Leistungsfähigkeit verhöhnt". Seine politische Karriere begann er im Team der Tea-Party-Ikone Michele Bachmann. Von dort wechselte er zu Senator Jeff Session, der vor kurzem grünes Licht für den Posten als Justizminister erhielt. An dessen Seite kämpfte er gegen die Lockerung der Einwanderungsgesetze. Eines der größten Defizite der Republikaner ist für ihn der schlechte Draht zu den amerikanischen Arbeitern. Unterm Strich macht das einen Mann genau nach Trumps Geschmack, der ihn im Jänner 2016 mit offenen Armen in seinem Wahlkampfteam empfing, zum Leiter seines Wirtschaftsrates machte und rückblickend erklärte, Miller habe eine "zentrale und weitreichende Rolle" in seinem Wahlkampf gespielt. Mauerbau und Einwanderungsstopp sind Themen, die er mit größtem Eifer voranpeitschte. Dass ein Richter Trumps Dekret zum Einreiseverbot aufhob, geht ihm naturgemäß gegen den Strich, worüber er sich vor kurzem wie folgt Luft machte: "Wir haben eine Justiz, die viel zu viel Macht erlangt hat", erklärte er in einem Interview, "ein nicht gewählter Richter in Seattle kann doch nicht Gesetze für das ganze Land neu aufstellen. Das ist doch verrückt." Nachsatz: "Unsere Gegner, die Medien und die ganze Welt wird schon sehr bald sehen, dass die Macht des Präsidenten, unser Land zu verteidigen, substanziell ist und nicht in Frage gestellt werden wird."