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Der Mann mit dem Besen

Von Hermann Schlösser

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Man kann darüber zwar lamentieren, aber bezweifeln lässt sich nicht, dass Fernsehbilder mehr Macht ausüben als gesprochene oder gar gedruckte Worte. Und weil das so ist, veranstalten gerade Politiker sehr viel, um das Fernsehen zufrieden zu stellen. Vor allem setzen sie komplexe sprachliche Botschaften in möglichst einfache optische Signale um. Das hat Folgen: Wer politische Inhalte fernsehgerecht transportieren will, darf nicht der Sprache allein vertrauen. Also halten medienbewusste Politiker gerne Tafeln mit Graphiken oder irgendwelche dekorativen Gegenstände in die Kamera, um ihr Anliegen zu "visualisieren" wie man sagt. Und ein Grundgesetz des optischen Mediums heißt: Je schlichter die Visualisierungen sind, desto besser funktionieren sie. Darüber darf man sich zwar kulturpessimistische Gedanken machen, doch werden sie nicht viel nützen. Denn auch sie haben gegen die Suggestivkraft der Bilder keine Chance.

Der derzeit berühmteste Österreicher, Arnold Schwarzenegger, präsentierte sich z. B. bei seiner Schlusskundgebung vor der kalifornischen Wahl als Mann, der das Land wieder in Ordnung bringt. Um diese Botschaft optisch zu verdeutlichen, hielt er während seiner Rede einen großen roten Besen mit strohgelben Borsten in der Hand. Platter geht es eigentlich nicht mehr. Aber offenbar haben genau die Politiker den Erfolg auf ihrer Seite, die sich für derlei Plattheiten nicht zu schade sind. Das Bild mit dem Besen ging um die Welt, und der Terminator gewann die Wahl - ob einem das nun gefällt oder nicht.