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Der Mann und das Fleisch

Von Edwin Baumgartner

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"Wiener Zeitung"-Klassikexperte Edwin Baumgartner.

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Am Wallensteinplatz riecht’s wieder nach verbranntem Fleisch.

Auf der Donauinsel riecht’s wieder nach verbranntem Fleisch.

An der Donau Richtung Klosterneuburg riecht’s nach verbranntem Fleisch. Im Lichthof reicht’s nach verbranntem Fleisch. In Klosterneuburg, Strandbadgegend, riecht’s nach verbranntem Fleisch. An der Donau Richtung Orth riecht’s nach verbranntem Fleisch.

Der 22. Bezirk schwitzt unter einer Geruchsglocke von verbranntem Fleisch. Der 20. Bezirk schwitzt unter einer Geruchsglocke aus verbranntem Fleisch. Der 2. Bezirk schwitzt unter einer Geruchsglocke von verbranntem Fleisch. Ganz Wien schwitzt unter einer Geruchsglocke von verbranntem Fleisch. Der Geruch von verbranntem Fleisch zieht sich in die Gassen, in die Straßen, lagert über den Plätzen, dringt durch die Ritzen der Fenster und Türen.

Der Grill ist die letzte Bastion des Mannes. Ein Trumm Fleisch bekokeln: Der Höhlenmann hat es getan. Und Dschingis, der Khan, hat es getan und der Kannibalenmann.

Der Grill gehört zum Sommer wie eine Ameiseninvasion, wie ein Gelsenüberfall, wie der Streit im Strandbad um die letzte Liege im Schatten. Nur am Grill kann der Mann heute noch Mann sein. Der Grill ist die letzte Bastion der Männlichkeit. In Shorts mit nacktem Oberkörper ein Stück Fleisch auf den Grill schmeißen und, die Hände in die Hüften gestützt, warten, bis es gar ist. Das kann keine Frau! Ein Mann, ein Grill, ein Steak.

Mann oh Mann . . . !