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Der Mensch im Mittelpunkt

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Die Hilfsorganisation CARE Österreich, Verein für Entwicklungszusammenarbeit und Humanitäre Hilfe, feiert im Herbst dieses Jahres ihr 15-jähriges Bestehen. Großer Dank gebühre den privaten Spendern, die mit ihrer Unterstützung etwa die Hälfte der Projekte von CARE ermöglichen, betonte die neue Geschäftsführerin von CARE Österreich, Johanna Mang, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung"; Österreich sei "ein Land, in dem Menschen sind, denen es wichtig ist, zu helfen". Insbesondere bei Katastropheneinsätzen seien die Hilfsorganisationen auf private Spenden angewiesen, da diese finanziellen Mittel schnell zur Verfügung stehen würden und entsprechend rasch für die Hilfsmaßnahmen eingesetzt werden könnten, so die neue CARE-Chefin.


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Johanna Mang wechselte mit 1. Juli 2001 nach zehn Jahren beim World Wide Fund for Nature (WWF) zu CARE. Über ihre Entscheidung die Geschäftsführung bei CARE zu übernehmen meint sie: "CARE ist eine unabhängige und internationale Organisation, die mit ihrer Arbeit an den Wurzeln der Armut ansetzt. Mit meiner Tätigkeit bei CARE kann ich mein persönliches soziales Engagement nun auch beruflich umsetzen. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt meiner Arbeit". Die 38-jährige Wienerin möchte nun bei CARE vor allem ihr Managementwissen und ihre langjährige internationale Erfahrung einbringen.

Mang studierte in Wien Raumplanung und absolvierte dann an der University of Michigan den Master of Siences in Umweltplanung und Umweltpolitik. In den vergangenen Jahren war Mang Managerin des WWF-Büros für nachhaltige Entwicklung in Washington. Vor einem Jahr kehrte sie nach Österreich zurück und übernahm die Koordination des WWF-Europaprogramms zur EU-Erweiterung. Die Zeit, die neben den beruflichen Herausforderungen bleibt, verbringt sie gerne mit ihren zwei 8- und 11-jährigen Neffen, "das ist eigentlich mein größtes Hobby", so Mang. Ihrem Interesse für Umwelt und Natur kommt sie nicht nur in ihren beruflichen Tätigkeiten nach - eine ihrer Leidenschaften ist auch das Bergsteigen. "Ich war gerade am Hochkönig", erzählte Mang begeistert im Interview mit der "Wiener Zeitung". Die musikalischen Vorlieben der neuen CARE-Chefin reichen von Volksmusik aus allen Ländern dieser Erde bis zu Jazz und Blues.

Im CARE Büro in Wien - das einzige in Österreich - leitet Mang nun 25 Mitarbeiter. Die Helfer, die direkt in den Entwicklungsländern oder Katastrophengebieten im Einsatz sind, kommen aus den verschiedensten beruflichen Sparten wie Landwirtschaft, Medizin oder Pädagogik. Oft sind es auch Mitarbeiter, die zuerst im Wiener Büro tätig waren.

Geographische Schwerpunkte im Osten

Die Südosteuorpäischen Staaten und die GUS-Staaten werden in Zukunft verstärkt im Zentrum der Arbeit von CARE Österreich stehen. Hier sei die Stärkung der Zivilgesellschaft von besonderer Bedeutung, so Mang. Der Aufbau von sozialen Strukturen, wie durch die Schulung und Weiterbildung von Ärzten ist ihr dabei ein besonderes Anliegen. In den (ehemaligen) Krisengebieten seien vorallem Kinder von den schrecklichen Erlebnissen oft traumatisiert. Viele Kinder haben schreckliche Dinge erlebt, Familienangehörige und Freunde verloren. Die Reaktionen darauf sind oft Konzentrationsstörungen, Schlaflosigkeit, Aggressionen oder psychosomatische Erkrankungen. CARE unterstützt die Betreuer, Ärzte und Lehrer mit psychologischen Schulungen, damit diese die Kinder entsprechend betreuen können.

Ein solches psychosoziales Flüchtlingsprojekt wurde letztes Jahr in Inguschetien durchgeführt, wo noch immer zehntausende tschetschenische Flüchtlinge in Flüchtlingslagern leben. In Workshops lernen dort die Lehrer, wie sie den Kindern helfen und in ihren Klassen eine unterstützende Atmosphäre schaffen können. Ein ähnliches Projekt wurde auch bereits im Kosovo und in Bosnien durchgeführt und aufgrund der guten Erfahrungen in Inguschetien übernommen.

Inhaltlicher Fokus auf Umweltschutz

Neben der Konzentration auf bestimmte geographische Gebiete werde CARE Österreich in den kommenden Jahren auch die inhaltlichen Schwerpunkte in der Projektarbeit verstärken, erläutert die neue Geschäftsführerin. Dabei werden neben dem Sozialbereich auch die Sektoren Landwirtschaft und Umweltschutz im Zentrum stehen. Sauberes Wasser, fruchtbare Böden, artenreiche und gesunde Ökosysteme sind wesentliche Voraussetzungen für einen positiven wirtschaftlichen, sozialen und politischen Entwicklungsprozess, ist Mang überzeugt. CARE betreibt daher land- und forstwirtschaftliche Projekte, in denen durch Beratung, Aufklärung über ökologische Kreisläufe und die Vermittlung von angepassten Bewirtschaftungsmethoden eine Verbesserung des ökologischen Umfeldes angestrebt wird. Entwicklung und Umweltschutz gehen in diesen Projekten Hand in Hand.

Forderung nach höherem Entwicklungsbudget

Für ihre neue Aufgabe als Geschäftsführerin bei CARE hat sich Mang zwei erste große Ziele gesetzt: Mehr Firmenkooperationen und die Erhöhung des österreichischen Entwicklungsbudgets auf 0,7% des Bruttonationalproduktes (BNP). "Viele Firmen wissen, wie wichtig unsere Arbeit ist, und haben auch grundsätzlich die Bereitschaft zu helfen", ist Mang überzeugt; dieses Potenzial gelte es nun verstärkt zu nutzen. Was das Entwicklungsbudget Österreichs betrifft, hätten sich die OECD Staaten 1970 auf ein Budget von 0,7% des BNP geeinigt. Im Jahr 1999 seien in Österreich aber 0,26% zu diesem Zwecke verwendet worden - dabei enthalte diese von Österreich gemeldete Zahl auch die Ausgaben für Asylanten und Flüchtlinge in Österreich, Unterstützung für ausländische Studenten, etc.