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Besonders die Beiträge österreichischer Forscher sollen hervorgehoben werden.
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Wien. Im Jahr 1870 wurde in Wien eine "Anthropologische Gesellschaft" gegründet, eine der ersten ihrer Art. Wenige Jahrzehnte, nachdem Darwin seine Evolutionstheorie publiziert hatte, standen der "Wissenschaft vom Menschen" bloß einige Dutzend Fossilien zur Verfügung. "Auch tobte ein Gelehrtenstreit, ob der Mensch tatsächlich vom Affen abstamme oder ob die Form gefundener Neandertaler-Knochen pathologische Ursachen habe", erklärte Maria Teschler-Nicola, Abteilungsdirektorin für Anthropologie des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien, am Dienstagabend im Klub der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten.
Heute zählt die aus der "Antropologischen Gesellschaft" hervorgegangene anthropologische Sammlung des Naturhistorischen Museums zu den bedeutendsten der Welt. Der Bestand ist auf 60.000 Objekte angewachsen, unter ihnen befindet sich unter anderem ein 31.000 Jahre alter Schädel, einer der frühesten Funde des modernen Menschen überhaupt. In den vergangenen Jahren erblickte allerdings kaum etwas davon das Licht der Öffentlichkeit. 1997 wurden die beiden ehemaligen Schausäle der Anthropologie nach Kritik an der Präsentation im sogenannten "Rassensaal" geschlossen.
15 Jahre danach werden einige der Schätze wieder in einer Dauerausstellung im Museum zu sehen sein. Ab Jänner 2013 soll sie Besuchern auf 580 Quadratmetern die Evolutionsgeschichte der Hominiden eröffnen - von fossilen Primaten bis zum Beginn der Jungsteinzeit vor mehr als 10.000 Jahren. Beide Säle werden völlig neu ausgestattet. Neben Fossilien aus der Sammlung setzt das NHM auf neue Medien und Wissenschaft zum Angreifen. Teschler-Nicola will alle "vom Kind bis zum Fachmann" ansprechen.
Besonders die Beiträge österreichischer Forscher stehen im Rampenlicht. Herausragende heimische Funde sollen "besondere Plätze" in der Ausstellung bekommen. Zu ihnen zählen 16 Millionen Jahre alte, in Österreich gefundene Affen-Fossilien und der spektakuläre Fund zweier nebeneinander begrabener Neugeborener vom Wachtberg bei Krems in Niederösterreich. "Es gibt keinen vergleichbaren Fund. Kindliche Knochen sind gewöhnlich zu weich, um sich lange zu konservieren. Die sorgfältige Bestattung und die Grabbeigabe einer Elfenbeinkette widerlegen frühere Annahmen, dass jüngere Mitglieder der Gesellschaft nicht wertgeschätzt wurden", betonte Teschler-Nicola. Aus konservatorischen Gründen soll eine Nachbildung des 2005 gefundenen, mit dem Schulterblattknochen eines Mammuts bedeckten, 28.000 Jahre alten Grabes gezeigt werden.