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Der Weltbürger Sir Peter Ustinov wurde Samstag in seinem Heimatort am Genfer See zu Grabe getragen. Wer hätte mit ihm nicht gern über Gott und die Welt geplaudert. Renata Schmidtkunz, ORF-Theologin, besuchte im November 1999 das Multitalent in der Schweiz. Ö1 wiederholte am Wochenende die Reihe "Im Gespräch". Eine knappe Stunde schien für das Gesamtkunstwerk Ustinov knapp bemessen, doch war die Sendung eine durchaus runde Sache. Der zum Zeitpunkt des Gesprächs 78 Jahre alte Philanthrop antwortete meist mit Lebensweisheiten, angereichert mit feiner Ironie, und Anekdoten. Kompetenz bewies auch Renata Schmidtkunz, die mit kurzen, pointierten Fragen ihr Gegenüber zu führen wusste.
Von Sir Peter Ustinov lässt sich viel Tugendhaftes lernen. An dieser Stelle seien nur einige Gedankensplitter angeführt, mehr würde die räumliche Beschaffenheit dieser Glosse sprengen. Er sei eindeutig Optimist, meinte Ustinov, weil es keine Alternative gebe. Als Optimist wisse er eben, wie ungerecht und dramatisch das Leben sei. Pessimisten hingegen würden diese traurige Gewissheit jeden Morgen von neuem erfinden. Auch vertraue er zweifelnden Menschen mehr als überzeugten.
Zweifel vereine die Menschheit, Überzeugung hingegen trenne sie. Zweifel seien wie offene Türen, Überzeugung wie geschlossene. Und das ewige Öffnen und Schließen sei viel zu anstrengend. Außerdem machen ihn Intoleranz und Dummheit wütend, und vor Feigheit habe er große Angst. Es bleibt also nur zu hoffen, dass dieser Menschenfreund noch lange in uns ruhen und uns immer wieder mit seinem lachenden Ernst zurechtweisen möge!