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China hält mit einem Gegenwert in Höhe von rund 2,6 Billionen Dollar mittlerweile rund ein Viertel der weltweiten Währungsreserven. Die asiatischen Staaten zusammen verfügen über weit mehr als die Hälfte der Weltwährungsreserven, die überwiegend in US-Dollar (rund zwei Drittel) und Euro gehalten werden. Zum Vergleich: Die USA verfügen mit Fremdwährungsreserven von rund 128 Milliarden Dollar über etwas mehr als Malaysia und Mexiko, aber etwas weniger als beispielsweise Algerien oder Italien (Österreich hat 19 Milliarden, die Schweiz 256 und Deutschland 197).
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Der Chinesische Yuan ist keine Reservewährung und spielt auch im internationalen Handel keine Rolle. Chinesische Waren werden überwiegend in Dollar, Euro oder Yen fakturiert. Was bedeutet also die Forderung nach einer Aufwertung des Yuan?
Währungen haben keinen absoluten Wert. Eine Aufwertung des Yuan kann man genauso gut als Abwertung der anderen Währungen, insbesondere des US-Dollar und des Euro, sehen. Und das ist vielleicht der ehrlichere Blickwinkel.
Die Gewinne aus dem, was in Europa und den USA an scheinbarem Reichtum existierte und in asiatischen Produkten konsumiert wurde, liegen als Gespartes in den Nationalbanken Asiens. Nicht als Privatvermögen, wohlgemerkt, sondern auch als Ergebnis "unterbewerteter" Währungen und des damit verbundenen verhältnismäßig geringen Wohlstands in diesen Ländern.
Eine Aufwertung des Yuan stärkt also in erster Linie die Kaufkraft der chinesischen Privatpersonen und verteuert Importe chinesischer Waren. Die Hoffnung, dass Chinesen dann verstärkt westliche Produkte konsumieren und zu uns auf Urlaub fahren, geht mit einer durch die USA und Europa selbstauferlegten Konsumbremse einher.
Gleichzeitig sinkt der reale Wert der asiatischen Devisenreserven. Die betreffenden Staaten werden also ihre Devisenreserven als (wirtschafts)politisches Instrument nutzen, bevor diese allzu viel an Wert verlieren.
China kauft Rohstofflager auf der ganzen Welt, sichert sich seine Einflusssphären, investiert sogar in Griechenland. Asiatische Länder kaufen Beteiligungen an internationalen Unternehmen und bauen Infrastruktur auf. Es wird in Bildung investiert und es gibt keine Pensionsdebatten.
Und wir erwachen aus dem Konsumrausch und sind überrascht: Geld für Unis, Geld für Forschung, Geld für Infrastruktur? Josef Kirschner hatte doch recht, als er sagte: "Geld macht glücklich, wenn man rechtzeitig drauf schaut, dass mans hat, wenn mans braucht." Jetzt würden wir es brauchen.
Die nächste Generation in Asien erntet, was ihre Vorfahren durch Verzicht und harte Arbeit erwirtschaftet haben. Die nächste Generation im Westen zahlt, was meine Generation überkonsumiert hat. Der Verfall von US-Dollar und Euro reflektiert auch einen moralischen Verfall im Westen.
Helmut Kern ist Head of Consulting (Austria) bei PriceWaterhouseCoopers.