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Was wünschen sich Patienten, wenn sie zum Arzt gehen? Dass er zuhört. Dass er die Krankengeschichte kennt. Dass vermeidbare Untersuchungen vermieden werden. Und vor allem, dass der Arzt entweder bestens erstversorgt oder an die richtige Instanz leitet.
In diesem gesamten Kreislauf von Überweisungen und Hausarzt nimmt der Patient oft eine ganze Reihe von Doppel- und Dreifachbefundungen in Kauf. Obwohl etwa das Blutbild schon mehrmals erstellt wurde, will der vierte Facharzt ein neues. Und jeder Arzt verschreibt "seine" Medikamente.
Das alles behindert manchesmal sogar den Heilungsprozess - wenn etwa Medikamente Kontraindikationen bewirken - und führt zu einer Verteuerung des Gesundheitssystems. Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger, das ist der Dachverband aller Krankenkassen, drängt demgemäß auf die Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (Elga). Der Zugriff darauf läuft über die E-Card. Der Arzt erhält nach dem Stecken der E-Card vier Wochen lang Zugriff auf die Befunde des Patienten. Die Befunde sollen aber nicht zentral gespeichert sein, sondern bei den jeweiligen Institutionen.
Richtig angewendet hätte Elga den Sinn, Doppelbefunde und Doppelmedikationen mit allen negativen Auswirkungen zurückzudrängen. Der Patient hätte mit Elga Zugriff auf seine eigenen Befunde und sollte - so die Erwartung - durch die bessere Verfügbarkeit der Daten eine bessere Behandlungsqualität erwarten dürfen. Für alle, die an Elga nicht teilnehmen wollen, soll es eine "Opting-out"-Regel geben.
Widerstand gegen Elga kommt von der Ärztekammer - und da vor allem von den Allgemeinmedizinern. Diese befürchten nämlich, dass ihre Rolle als Wegweiser im System ins Wanken geraten könnte. Außerdem befürchten sie, dass dem Gespräch - Basis eines guten Verhältnisses - seitens der Versicherung wieder weniger Bedeutung beigemessen wird. Misstrauen - das ist es, woran Ärzte denken, wenn sie von Elga hören. Denn eine gewisse Kontrollfunktion kann Elga nicht abgesprochen werden.
Aber auch auf Patientenseite gibt es enorme Vorbehalte. Diese beziehen sich in erster Linie auf den Datenschutz: Es könnten ja Unbefugte an Befunde gelangen. Zwar wird darauf verwiesen, dass Betriebsärzte mit Sicherheit keinen Zugriff auf Patientenakten erhalten - sie stecken die E-Card nicht -, aber bisher ist noch jede Firewall geknackt worden.
Dennoch: Mündige Patienten müssen in der Lage sein können, selbst zu entscheiden. Und dazu brauchen sie Elga. Die Ärzte müssen ihre Patienten durch Wissen und Empathie an sich binden.