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Der soeben gewählte brasilianische Präsident, Jair Bolsonaro, nimmt Anleihen bei Donald Trump: Bolsonaro will eine harte Linie gegen die für seinen Geschmack zu kritische Presse fahren. In einem Fernsehinterview antwortete er auf die Frage zur Pressefreiheit, etwa jener der zu seinen Hauptkritikern gehörenden Zeitung "Folha de S.Paulo": "Diese Zeitung ist erledigt." Zeitungen wie diese, die so handelten, so schamlos lögen, könnten keine Unterstützung der Regierung erwarten. Er dürfte damit nicht übertrieben haben. Immerhin sitzt der Präsident künftig auf einem Budget von etwa 440 Millionen Euro. Wie er die verteilt, dürfte für einige Verlage entscheidend sein. Und für manche könnte es eng werden. Der Brasilianer stellt sich damit in einer Reihe von Politikern, die von den Medien Gehorsam verlangen. Und allzu oft auch bekommen. Nachdem Medien durch den Technologiewandel in ihrem klassischen Geschäft immer weniger Erlöse erwirtschaften können und noch niemand die zündende digitale Strategie gefunden hat, werden Medien in aller Welt immer abhängiger von Inseraten der öffentlichen Hand. Das ist an sich nichts Schlechtes, solange sichergestellt ist, dass Inserate nicht willkürlich und somit für erwiesenen Zahmheit vergeben werden. Jeder Politiker wäre gut beraten, sich nicht auf dieses (für den Wähler sehr durchschaubare) Spiel einzulassen. Denn ist einmal die Glaubwürdigkeit des Mediums weg, bleibt auch die politische Wirkung aus.