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Der Nahe Osten als Last

Von David Ignatius

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Im israelisch-palästinensischen Konflikt ist kein Ende abzusehen. Trotzdem sollte sich US-Präsident Barack Obama um eine Lösung bemühen.


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Der bedrückendste Aspekt des jüngsten Gaza-Kriegs ist, dass er die Ausweglosigkeit des israelisch-palästinensischen Konflikts zeigt. Diese Kriege finden alle vier bis fünf Jahre statt, sie scheinen jedoch nie die geringste Entscheidung zu bringen.

Die Israelis beschießen die Palästinenser, bis diese einen Waffenstillstand akzeptieren - aber nur vorübergehend. Der emotionale Kriegszustand geht weiter.

Zum ersten Mal habe ich diesen Film 1982 gesehen. Israel marschierte im Libanon ein, um den Raketenbeschuss zu stoppen. "Operation Friede für Galiläa" wurde die Invasion genannt, und die israelische Armee rollte bis nach Beirut. Die Israelis glaubten, die Palästinenser würden Reißaus nehmen, wie es andere arabische Armeen in früheren Kriegen getan hatten. Sie wichen aber nicht zurück.
Die Israelis nahmen die US-Vermittlung an, die letzten Endes die PLO zwang, den Südlibanon und Beirut zu verlassen. Das erwies sich aber, zurückhaltend ausgedrückt, als nicht allzu großer Segen, denn den Platz der PLO-Guerillas nahmen die besser ausgebildeten Kämpfer der Hisbollah ein, der durch den Krieg entstandenen libanesischen Schiitenmiliz. Und nun ist es die Hisbollah, die mit ihren Raketen eine tödliche Bedrohung für das nördliche Israel darstellt. Gaza stellt ein ähnliches Einüben von Frustration dar, wobei jeder Gewaltzyklus ein paar ruhige Jahre bringt, gefolgt von noch mehr Krieg.

Gibt es irgendeinen Ausweg aus dieser israelisch-palästinensischen Version der Hölle? Nur wenige Israelis können sich einen wirklichen Frieden mit Gegnern vorstellen, die nicht einmal die Existenz Israels anerkennen. Die Idealisten, die für das Oslo-Abkommen von 1993 waren, haben aufgegeben, haben Israel verlassen oder sind gestorben.

Vielleicht liegt es an Thanksgiving, unserem nationalen Fest des Optimismus, dass die Vorstellung, die USA sollten die Unvermeidlichkeit fortwährender Auseinandersetzungen an Israels Grenzen einfach akzeptieren, wie ein Verrat an beiden Seiten erscheint. Die Rolle als Friedensstifter in diesem Konflikt ist für die USA eine undankbare. Sie löst in Israel Feindseligkeit aus, weil man nicht will, dass der engste Verbündete in dieser Auseinandersetzung auf Leben und Tod "unparteiisch" ist. Und Zynismus und Bitterkeit löst sie unter Arabern aus, die so viele Versprechen der USA zu hören und so wenig Wirkung zu sehen bekommen haben, dass viele zu dem Schluss gekommen sind, das Ganze sei eine Farce.

Aber zu Beginn von US-Präsident Barack Obamas letzter Amtszeit muss er diese Last wie am Beginn seiner ersten noch einmal auf sich nehmen. Er hat hart an den Beziehungen zu drei wichtigen Unterstützern der Hamas gearbeitet: zu Ägypten, der Türkei und Katar.

Ein Waffenstillstand in Gaza würde eine neue Grundlage für Verhandlungen schaffen, instabil, aber den Aufwand wert, weitere Schritte zu versuchen. Was riskiert man? Noch einen Krieg? Die Gefahr künftiger Missile-Angriffe? Dieses düstere Bild ist der Status quo.

Übersetzung: Redaktion

Siehe auch:Originalfassung "The never-ending war"