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Der neue Goldrausch oder warum sich die "ultimative Blase" auflösen wird

Von Barbara Ottawa

Analysen

Der Goldpreis habe vor dem Wochenende ein neues "Rekordhoch" erreicht mit 1280 US-Dollar pro Feinunze - so stand es in diversen Finanzmagazinen zu lesen. Nicht ganz richtig, sagen historische Analysten, die für 1980 einen inflationsbereinigten Goldpreis von mehr als 2000 US-Dollar berechnet haben.


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Mittlerweile gehen die meisten Investoren davon aus, dass der Goldpreis in den kommenden Jahren mit kleineren Rückschlägen tendenziell weiter steigen wird. Die gewagtesten Annahmen reichen hier bis zu 6000 US-Dollar pro Feinunze. Bereits vor dem Sommer hatte die Erste Bank in einer Studie einen Preisanstieg bis zum Juni 2011 auf 1600 US-Dollar vorausgesagt und einen Preis von 2300 US-Dollar am Höhepunkt des Goldzyklus - wann auch immer dieser eintreten wird. Der Hedgefonds-Manager und Milliardär George Soros nannte Gold zuletzt mehrmals "die ultimative Blase". Er selbst hat freilich - wie viele Branchenkollegen - derzeit einen großen Teils seines Portfolios in Gold investiert.

Angst treibt Nachfrage

Die Nachfrage nach Gold - und übrigens auch Silber, für jene Investoren, die ein bisschen weniger Geld für ein glänzendes "Beruhigungsmittel" ausgeben wollen - wird hauptsächlich durch die Angst vor einer weiteren Rezession und einer neuerlichen Dollar-Abwertung geschürt.

Je mehr die Investoren das Vertrauen in die Wirtschaft verlieren, desto mehr steigt die Nachfrage nach Gold, gleichzeitig verringert sich aber auch die Geldmenge, die in die reale Wirtschaft gepumpt werden kann, um diese anzukurbeln. Also quasi ein Teufelskreis.

Und dann gibt es da noch die Preisspekulationen. Im Gegensatz zu 1980, der letzten großen Goldblase, die noch im selben Jahr geplatzt ist, haben sich die Anlagemöglichkeiten in Gold deutlich verändert. Sogenannte börsengehandelte Fonds und andere Wertpapiere (wie Exchange-Traded Notes) auf Gold werden immer beliebter, weil sie einfacher handelbar sind als physisches Gold. Diesen Papieren muss aber nicht immer eine tatsächliche Investition in Gold zugrunde liegen. Manchmal handelt es sich auch nur um Wetten auf Preisentwicklungen mittels Derivaten.

Und hier sehen viele das Potenzial für eine Blase. Solche Konstruktionen können ähnlich komplex und wenig transparent aufgebaut sein wie zum Beispiel die Hypotheken-Konstrukte, die die Subprime-Krise ausgelöst haben. Und Anleger, die partout am Goldrausch mitnaschen wollen, schauen dabei vielleicht nicht so genau hin.

Das andere Problem ist die Goldmenge, denn das Edelmetall ist nicht unerschöpflich vorhanden. Derzeit liegen die Goldinvestitionen mit 0,8 Prozent des weltweit veranlagten Vermögens praktisch wieder auf dem Niveau von 1980, als sie 26 Prozent des globalen Vermögens ausmachten, denn dieses ist seither um mehr als das 20-Fache angestiegen.