Zum Hauptinhalt springen

Der Nicht-Politiker will ins Weiße Haus

Von Ronald Schönhuber

Politik

Der libertäre Republikaner Rand Paul steigt ins Präsidentschaftsrennen ein. Für US-Medien ist er schon jetzt der interessanteste Mann in der Politik.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 9 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Washington. "Politico" hatte ihn bereits im September vor den Vorhang geholt. Unter dem Titel "Der interessanteste Mann in der Politik" setzte das US-Magazin Rand Paul an die Spitze einer Liste von 50 Personen, die es im Auge zu behalten gelte. Das wesentliche größere und einflussreichere "Time Magazine" nutzte vor knapp einem Monat exakt denselben Titel, als es den 52-Jährigen in einem schweren Holzstuhl sitzend auf die Titelseite hievte.

Dabei möchte der interessanteste Mann in der Politik gar kein Politiker sein. Zumindest nicht in dem Sinn, wie das derzeit in Washington verstanden wird. Denn die Amerikaner, als deren Vertreter Paul sich sieht, verbinden mit dem politischen Establishment in der US-Hauptstadt vor allem Begriffe wie Bürgerferne, Inkompetenz und Karrierismus.

Doch dass der Mann, der kein Politiker sein will, politische Ambitionen hegt, ist unbestritten. Seit vier Jahren vertritt Paul den Bundesstaat Kentucky als Senator in Washington. Und seit diesem Dienstag ist er offiziell einer der republikanischen Kandidaten, die den Demokraten Barack Obama 2016 im Weißen Haus beerben möchten. "Ich trete um das Präsidentenamt an, um unser Land zu den Prinzipien von Freiheit und einem schlanken Staat zurückzuführen", heißt es in einer Erklärung auf seiner Website.

Vor wenigen Jahren wäre der studierte Augenarzt ein Wunschgegner der Demokraten gewesen. Damals gab der Sohn des Kongressabgeordneten Ron Paul vor allem den politischen Provokateur. Rand Paul, der als einer der einflussreichsten Protagonisten des libertären Lagers gilt, wetterte mit markigen Sprüchen gegen alles, was aus Washington kam. Als Gegenmodell propagierte er den Rückzug des Staates, ein aufs absolute Minimum reduziertes Steuerregime und die Freiheit des Einzelnen. Begeisterter Applaus kam vor allem von der Tea Party.

Doch der Rand Paul von heute ist ein anderer. Mittlerweile tritt er als Mediator zwischen Parteispitze und Tea Party auf und dämpft sogar allzu extreme Ausschläge nach rechts. Denn der Senator aus Kentucky hat längst verstanden, dass er nur Chancen im Rennen um die Präsidentschaft hat, wenn er einerseits den Frust der rechten Wähler bündeln kann und andererseits staatsmännisch genug auftritt, damit er auch die Mitte nicht verschreckt.

Dass er mit dieser Linie ein ernsthafter Herausforderer für die wahrscheinliche demokratische Spitzenkandidatin Hillary Clinton sein könnte, legen zumindest die Meinungsforscher nahe. Gegen keinen anderen Republikaner würde die Ex-First-Lady knapper gewinnen als gegen Rand Paul.