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Ein Mann des Übergangs in schwierigen innenpolitischen Zeiten. | 1976 bei den Wahlen Jimmy Carter unterlegen. | Wien/Washington. "Ich übernehme die Präsidentschaft unter außerordentlichen Umständen. Unser langer nationaler Albtraum ist vorüber", sagte Gerald R. (Rudolph) Ford, nachdem er am 9. August 1974 seinen Amtseid abgelegt hatte und als 38. Präsident der USA ins Weiße Haus einzog. Zuvor war sein Vorgänger Richard Nixon als erster US-Präsident zurückgetreten, um einem Amtsenthebungsverfahren zu entgehen. (Nixon hatte sich in der Watergate-Affäre rund um einen Einbruch in die Wahlkampfzentrale der Demokraten schwer kompromittiert.)
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#Vizepräsident durch Votum des Senats
Da zuvor schon Nixons gewählter Vizepräsident Spiro T. Agnew demissioniert war und der damalige republikanische Fraktionschef im Repräsentantenhaus vom US-Senat am 27. November 1973 mit 92 Stimmen bei drei Ablehnungen zum neuen Vize gewählt worden war, war Ford der erste US-Präsident, der ins Weiße Haus einzog, ohne je gewählt worden zu sein. Als er sich 1976 der Wiederwahl stellte, unterlag er dem international damals weithin unbekannten Gouverneur von Georgia, Jimmy Carter, der 297 Wahlmänner auf sich vereinigen konnte, während auf Ford nur 241 entfielen.
Die Präsidentschaft hatte der am 14. Juli 1913 in Omaha/Nebraska geborene Ford, der nach der Scheidung seiner Eltern und der Wiederverheiratung seiner Mutter von seinem Stiefvater adoptiert wurde und dessen Namen erhielt, ursprünglich nie angestrebt.
Seine Jura-Studien hatte er an der Universität von Michigan und in Yale absolviert, war nebenbei sportlich als Football-Spieler tätig und diente während des Zweiten Weltkrieges in der Marine.
24 Jahre im Repräsentantenhaus
1949 zog er als Abgeordneter von Grand Rapids (Michigan) ins Repräsentantenhaus ein, dem er bis zu seiner Wahl zum Vizepräsidenten im Jahr 1973 angehörte - seit 1965 als Oppositionsführer. Ford genoss den Ruf eines integren, ausgleichenden Politikers, dem die Bundeskriminalpolizei eine "blütenweiße Weste" bescheinigte als sie ihn als Vizepräsidentschaftskandidaten prüfte.
Freilich stand er auch im Ruf eines rechten Tollpatsches. Während seiner Präsidentschaft lieferte er dafür mehrere Beispiele. Das bekannteste wohl war, als er bei seiner Ankunft auf dem Salzburger Flughafen am 1. Juni 1975 über die regennasse Gangway der Präsidentenmaschine Airforce One stolperte und beinahe auf den Füßen des ihn erwartenden österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky landete. Er sei nach Österreich regelrecht hineingestolpert, entschuldigte sich der Präsident scherzhaft in seinen Begrüßungsworten. Daheim in den USA sagte ihm der Befehlshaber des Militärstützpunktes Fort Benning in Georgia: "Das war das erste Mal, dass wir jemand auf solche Weise aus einem Flugzeug aussteigen sahen, der keinen Fallschirm benützte."
Präsident in schwierigen Zeiten
Innenpolitisch hatte Gerald Ford schwierige Zeiten zum meistern. Seine Entscheidung, seinen Vorgänger für alle Straftaten zu amnestieren, die dieser während seiner Präsidentschaft begangen hatte, stieß auf breite Ablehnung und kostete ihn schließlich die Wiederwahl. Die Wunden des Vietnamkrieges, der während seiner Amtszeit mit der Niederlage der USA zu Ende ging, und des Watergate-Skandals waren noch lange nicht vernarbt.
Wirtschaftspolitisch hatte Ford mit steigenden Inflationsraten und schließlich mit Rezession zu kämpfen.
Außenpolitisch setzte Ford den unter seinem Vorgänger Nixon eingeschlagenen Kurs der Entspannungspolitik fort, für den Außenminister Henry Kissinger stand. In Fords Amtszeit fiel unter anderem die Unterzeichnung der Schlussakte der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE - heute OSZE) im Juli 1975 in Helsinki.
Kurz darauf, im September 1975 überstand der Präsident zwei Mordanschläge von Frauen.
Schlagzeilen machte in diesen Jahren auch die First Lady, Betty Ford, die offen ihre Alkoholsucht zugab und sich Entziehungskuren unterzog. Später gründete sie die Betty-Ford-Kliniken, in denen Alkoholismus erfolgreich bekämpft wird.
Nach seinem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt im Jänner 1977 wurde es ruhiger um Ford. 1980 stand eine Kandidatur als Vizepräsident unter Ronald Reagan im Raum. Da Ford aber auf weitreichenden Kompetenzen bestand und auch Kissinger als Außenminister sehen wollte, entschied sich Reagan schließlich für George H.W. Bush.
Ford nahm aber weiterhin am Parteileben der Republikaner teil und war viel umjubelter Gast beim Nominierungsparteitag im August 2000, auf dem der derzeitige Präsident, George W. Bush zum Präsidentschaftsanwärter gekürt wurde. In der Abtreibungsfrage und Fragen der Sexualmoral hatte der Vater von drei Söhnen und einer Tochter aber weit liberalere Auffassungen als die derzeitige Parteispitze.
Gesundheitliche Probleme in letzter Zeit
In letzter Zeit hatte Ford, der älter wurde als alle seine Vorgänger, zunehmend mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Vor fünf Jahren überstand er zwei leichtere Schlaganfälle. Im Jänner dieses Jahres war er wegen einer Lungenentzündung im Spital und im August wurde ihm ein Herzschrittmacher eingesetzt.
Die Trauerfeierlichkeiten für den am Dienstag verstorbenen Ford sollen in Washington und in seiner Heimatstadt Grand Rapids in Michigan stattfinden, wo er auf dem Gelände des Gerald Ford Presidential Museums seine letzte Ruhestätte finden wird.