Zum Hauptinhalt springen

Der öffentliche Dienst im Netz

Von Martyna Czarnowska

Politik

Muss die öffentliche Verwaltung den Ansturm des Neuen erleiden? Das war die Ausgangsfrage, die Moderator Josef Broukal an den Beginn der Podiumsdiskussion "Internet und öffentliche Verwaltung - Die neuen Medien im öffentlichen Dienst" stellte. Vier Experten fanden Mittwochabend unterschiedliche Antworten darauf.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Die neuen Technologien eröffnen Möglichkeiten, die sich auch der Verwaltungsapparat zu Nutze machen solle, lautete der Grundtenor. Doch sie bergen gleichzeitig ein Gefahrenpotential in sich.

Als kundenorientiert und bürgernah stellte Ludwig Moser vom Bundesministerium für Finanzen die Internet-Plattform www.help.gv.at dar. Dieses behördenübergreifende Projekt sei aufgebaut aus der Sicht der Bürger, richte sich nach deren Lebenssituationen. In drei Ausbaustufen soll es realisiert werden. Das Ziel ist, dass via Internet Amtswege abgewickelt werden können. Im Jahr 2005 könnten Anträge dann im Netz eingebracht werden.

Eine wesentliche Verwaltungsreform wird die Integration der neuen Medien trotzdem nicht mit sich bringen, vermutet Professor Hinrich Bonin von der University of Applied Sciences in Lüneburg. Selbst die Kosten könnten kaum reduziert werden, da wiederum neue Fachleute benötigt werden.

Kritisch betrachtet Universitätsprofessorin Ina Wagner vom Institut für Gestaltungs- und Wirkungsforschung der TU Wien die neuen elektronischen Möglichkeiten - und zwar aus der Sicht der Nutzerinnen und Nutzer. Dabei sprach sie zwei Problemfelder an: Die fehlende oder nur rudimentäre Interaktion zwischen Behörden und Bürgern sowie das Thema Datenschutz. Je mehr digitalisierte Informationen über Bürger in einem behördenübergreifenden System seien, umso beunruhigender findet Wagner dies.

Von einer allzu emotionsgeladenen Diskussion abzusehen, schlug Professor Giorgio De Michelis von der Mailänder Universität vor. Denn Internet habe einen ganz pragmatischen Hintergrund, der gleichzeitig die in die neuen Technologien gelegten Hoffnungen berechtigt: Die Menschen nutzen es.